Veganitas

Mirko Lupatini und Giuseppe Moranda wollen die Welt verändern. Und zwar mit veganen Pitas aus dem Food Truck.

Eigentlich waren die Freunde Mirko Lupatini und Giuseppe Moranda an der ETH, weit weg von der Gastronomie. Ein Dokumentarfilm veränderte ihre Pläne. Die beiden Tessiner beschlossen: Pflanzenbasierter Fast Food muss her. Sie begannen bei null – und besitzen heute einen Food Truck.

Es war 2019, an einem veganen Food Festival mitten in Zürich. Ein perfekter Anlass, um zum allerersten Mal das auszuprobieren, woran Mirko Lupatini und Giuseppe Moranda so lange getüftelt haben. «Rückblickend waren wir wohl etwas naiv», gesteht Giuseppe. «Wir waren bloss vier Leute und hatten keinerlei Erfahrung.»

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Die beiden Freunde hatten ihren neuen Food Truck angemeldet, aus dem sie ihre frisch entwickelten Pitas verkaufen würden. «Veganitas» nannten sie ihr neues Projekt, eine Mischung aus «vegan» und «Pitas», das müsste doch funktionieren. An diesem Abend, dem ersten Abend des Food Festivals, funktionierte es. Und zwar zu gut.

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«Veganitas» – eine Wortkreation aus «vegan» und «Pitas».

«Wir mussten schnell Pitas für eine Menge Leute zubereiten», erinnert sich Mirko. «Die Schlange wurde immer länger – und je mehr anstanden, desto mehr glaubten die anderen Festivalbesucher*innen, dass es hier was richtig Gutes gibt!» Giuseppe und Mirko müssen beide lachen. «Wir riefen unsere Eltern aus dem Tessin an, damit sie uns die folgenden Tage halfen. Unsere Freund*innen, die eigentlich vorbeikamen, um unsere Pitas zu probieren, blieben auch gleich, um uns unter die Arme zu greifen.»

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Erst sollte es nur ein veganer Monat werden.

So begann die Geschichte von Veganitas – oder zumindest jenes Kapitel der Geschichte, in dem Mirko und Giuseppe Pitas aus dem Food Truck verkaufen. Wie sie überhaupt dazu kamen, begann schon eineinhalb Jahre früher. Mirko war dabei, an der ETH im Bereich Physik zu doktorieren; Giuseppe, ebenfalls von der ETH, arbeitete als Bauingenieur. Keiner von beiden hatte etwas mit Gastronomie am Hut, geschweige denn mit Veganismus. «Ich ass jeden Tag Fleisch», schildert Giuseppe. «Dann sah ich die Dokumentation ‹Cowspiracy› und begann mir Gedanken zu machen darüber, wie Fleisch mit der Umwelt und der Gesundheit zusammenhängt.» Für einen Monat wollte er vegan leben, so als Probe, beschloss er. Mirko war gerade erst in Giuseppes WG in Affoltern gezogen und denkbar verwirrt über diesen Sinneswandel. Als ihm sein Kindheitsfreund seine Beweggründe erklärte, beschäftigte er sich ebenfalls mit der Thematik.

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Aber das Experiment war mühsam: In den Läden gab es keine besonders grosse Auswahl an pflanzenbasierten Produkten. Vor allem aber gab es wenig Fast Food, nicht einmal Sandwiches. «Das sollte doch nicht so schwierig sein», dachten sich die Jungs. Das war der Moment, in dem sie anfingen, sich ein Konzept zu überlegen. Die Mitbewohner pröbelten jeden Abend an Pitas rum, also an etwas dickerem Fladenbrot. Ein halbes Jahr lang entwickelten sie in ihrer Freizeit Pitas und ihre Füllung, ohne Tierprodukte.

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Giuseppe Moranda

Aber eigentlich waren Mirko und Giuseppe ja nicht aus der Gastronomie. Und sie hatten auch noch kein Geld, um sich einen festen Standort in Zürich zu sichern. Darum wollten sie als Erstes einen Food Truck, also einen Imbisswagen, nutzen. «Bei uns in Affoltern war ein Kebap-Wagen zum Verkauf ausgeschrieben», erzählt Giuseppe, «den haben wir dann gekauft und nach Hause ins Tessin gebracht.» Fortan waren die Pläne fürs Wochenende gesetzt: Arbeiten am Umbau des neuen Food Truck. «Unsere Freund*innen halfen uns, und unsere Familien auch – die waren froh, dass wir öfters nach Hause kamen.»

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Das Experiment ist eskaliert.

Dass das Umfeld die beiden unterstützt, ist Mirko und Giuseppe denn auch besonders wichtig. «In einem Food Truck zu arbeiten, nachdem man an der ETH studiert hat, ist unerwartet», sagt Giuseppe, der inzwischen Vollzeit für Veganitas arbeitet. «Aber unsere Familien vertrauen uns und unterstützen das ganze Konzept.»

Mittlerweile hält der Imbisswagen zweimal pro Woche bei der Tramhaltestelle Schiffbau, einmal in Altstetten und Enge. Als Nächstes steht eine Lokalität auf dem Plan, für die Giuseppe gerade seine Lizenz bei Gastrosuisse erwirbt. Derweil hat Mirko seine Leidenschaft für Tempeh wiederentdeckt: ein Fermentationsprodukt aus Indonesien, das das Veganitas-Team im Tessin herstellt und im Food Truck verkauft.

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Man könnte sagen: Das einmonatige Veganismus-Experiment von vor 2018 ist eskaliert. Sehr zur Freude der beiden Wahlzürcher, die mit Feuer und Flamme Pitas herstellen. «Darin sind wir gut geworden», sagt Mirko und muss grinsen, «aber wenn’s ums Kochen geht, sind wir noch nicht sonderlich flexibel.» Noch nicht. Vorerst gibt’s gefüllte Pitas und Tempeh – das scheint schon für ganz schön lange Schlangen zu sorgen.

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Adresse

Veganitas Food Truck
Tramhaltestelle Schiffbau
Hardstrasse 243
8005 Zürich
+41 79 640 54 91
Website 

Öffnungszeiten

Montag, 11.30–20.30 Uhr
Donnerstag, 17.30–20.30 Uhr

Am Dienstag hält der Truck am Tessinerplatz und am Mittwoch im Letzipark (10 – 14 Uhr).