Kle

Im übertragenen Sinn war es eine Explosion: 17 Tage blieb dem Kle, um vom ersten Einziehen zum fertigen Restaurant zu gedeihen. Zweieinhalb Wochen: eine kurze Zeit für das sechsköpfige Team, sich einzuspielen – manche hatten sich zuvor noch nicht gekannt. Eine kurze Zeit, um die Räumlichkeiten etwas zu renovieren – Familien und Partner kamen zu Hilfe. Eine kurze Zeit, um danach ein Restaurant für 40 Gäste mit hohem Standard und pflanzlicher Küche zu eröffnen. Dem Kle gelang es trotzdem. Das war im Januar 2020.

Zizi macht keine halben Sachen. Auch dann nicht, wenn wenig Zeit bleibt. Ende November 2019 noch wurde sie von der Omnivorin zur Veganerin – also wird ihr neues Restaurant ebenfalls pflanzenbasiert, beschloss sie. Erst im August hatte sie die Räumlichkeit überhaupt gefunden. «Genau danach haben wir gesucht», wussten sie, Geschäftsführer Bernd Vogel und Sous-chef Alessandro Scaccia schnell.

Dabei ist die Schnelligkeit eigentlich nur ein Nebenprodukt. Davon, dass Zizi gern weiss, was sie will: gutes Essen machen. Zizi, das ist Zineb Hattab. Ursprünglich war sie hauptberuflich Software-Ingenieurin in Liechtenstein. Dann wechselte sie in die Gastro, ihre riesige Leidenschaft, heuerte bei renommierten Restaurants an, wo Sternchen und Punkte sich nur so häufen, und entwickelte sich zu einer respektierten Köchin. Veränderungen sind ihre Konstante: Gelebt in Barcelona, gearbeitet in Graubünden, Bilbao, Modena und New York, ist die Tochter marokkanischer Eltern nun in Zürich. Auch ihr sechsköpfiges Team kommt aus ganz verschiedenen Ecken der Landkarte. Das Essen hingegen ist von nah: vom Apfel bis zum Quinoa. Saisonal sowieso. «Wenn wir wollten, könnten wir das ganze Jahr über Erdbeeren und Mangos haben. Aber das machen wir nicht», sagt Zizi entschlossen.

Der Lokalität im Kreis 3 merkt man an, dass sie schon eine Weile existiert. Sie ist massiv, ohne einzuengen; das ehemalige «Dreierlei» wirkt bodenständig, aber nicht altbacken. Die schlichte, holzzentrierte Einrichtung des Kle unterstreicht das. Hier geht’s nicht um chic und edel, «es soll entspannt sein und gemütlich».

Das Wort «cozy» fällt mehrmals; Zizis Englisch ist momentan noch fliessender als ihr Deutsch. Als sie nach drei Jahren wieder zurück in die Schweiz kam, nach New York, wollte sie nicht so recht nach Graubünden zurück. Zwar war es wunderschön im «happy valley», erzählt sie, aber es zog sie nach Zürich. «Es wirkte auf mich, als sei die Stadt in den fünf Jahren offener geworden. Ich sah es den Leuten richtig an.» Zizi zog mit ihrem Mann nach Wädenswil. «Ich liebe es, am Morgen im Zürichsee zu schwimmen», schwärmt sie. Sowieso, der Sommer wird gross. Das Kle hat nämlich 50 Aussenplätze, unter anderem für den Brunch: Riesenpfannkuchen. BBQ-Pilze. Cashew-Streichkäse. Wuchenänd-Zopf. Alles in der Zürcher Morgensonne.