Flohmarkt Kanzlei

Seit über zwanzig Jahren verkauft Herbert Kuster jeden Samstag auf dem Flohmarkt Kanzlei seine Waren.

Text: Eva Hediger Fotos: Raisa Durandi

Herbert Kuster ist der Vereinspräsident des Flohmarkts Kanzlei. «Der Flohmarkt ist mir eine Herzensangelegenheit», sagt Herbert. Deshalb setzt er sich stark für diesen ein – und baut jede Woche einen eigenen Stand auf.

«Ein Samstag ohne Flohmarkt ist kein Samstag», sagt Herbert Kuster und lacht. Als Student fing er an, Waren auf dem Flohmarkt zu verkaufen. «Ich brauchte Geld und alte Sachen haben mich total fasziniert.» Auch als er als Deutsch- und Englischlehrer arbeitete, verbrachte er seine Freizeit auf dem Flohmarkt.

Vor etwa zwanzig Jahren wurde Herbert angefragt, ob er Vereinspräsident des Flohmarkts Kanzlei werden möchte. Er zögerte nicht. «Der Flohmarkt ist mir eine Herzensangelegenheit. Ich würde mich unglaublich stark einsetzen, wenn er bedroht wäre.» Immer wieder möchten andere am Samstag den Kanzleiplatz nutzen. «Es ist ja auch ein Bombenplatz», so Herbert. «Doch es ist mein Credo, dass ein Flohmarkt nur funktioniert, wenn er regelmässig und ohne Ausnahme stattfindet.»

«Es ist ja auch ein Bombenplatz», meint Herbert.

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Auf die Konkurrenz durch Online-Marktplätze reagiert Herbert mit besonderen Aktionen. «Ein Flohmarktbesuch muss ein Erlebnis bleiben.» So organisiert er kleine Konzerte oder schenkt im Winter Tee aus. Viele würden nach dem Besuch noch in einem Café in der Nähe etwas trinken gehen, andere schätzen den Austausch mit den Händlern. «Der Flohmarkt erfüllt also auch eine soziale Aufgabe», betont Herbert. «Und er integriert.» Mehr als fünfzig Nationen verkaufen auf dem Flohmarkt.

Anfangs der 80er-Jahre wurde der erste Flohmarkt auf dem Kanzleiareal veranstaltet.

Anfangs der 80er-Jahre wurde der erste Flohmarkt auf dem Kanzleiareal veranstaltet. «Damals war es sehr wild», so Herbert. Mittlerweile kümmert sich der Verein um einen gesitteten Ablauf und darum, dass sich das Angebot der Stände ergänzt. «Am liebsten sind mir Händler, die ‹tuttifrutti› alles anbieten», so Herbert. Neuware zu verkaufen, ist verboten. «Da setzen wir uns strikt durch.» Mehrere Händler besitzen eine Jahreskarte, andere sind nur an einzelnen Samstagen anwesend. Im Schnitt werden zwischen 200 und 250 Stände aufgebaut.

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Hauptsaison ist im Herbst und Frühling. «Dann, wenn es draussen angenehm ist», so Herbert, der jeden Samstag einen eigenen Stand betreibt. Gegen die Hitze schützt er sich mit Sonnenschirmen. «Aber es ist schon mörderisch.» Kalte Temperaturen kümmern ihn weniger. «Ich ziehe mich dann einfach richtig an.»

Hauptsaison ist im Herbst und Frühling. «Dann, wenn es draussen angenehm ist», so Herbert, der jeden Samstag einen eigenen Stand betreibt.

Rund 40 Kisten schleppt Herbert jeden Samstag auf das Kanzleiareal. Damit er einen nicht allzu weit entfernten Parkplatz erwischt, muss er vor ein Uhr nachts von seiner Wohnung in Höngg los. «Ich lege mich dann noch für ein paar Stunden im Auto schlafen.» Um sechs Uhr baut er seinen Stand auf. Der Flohmarkt öffnet um sieben Uhr. Einige Betreiber von Zürcher Vintage-Läden sind bereits vorher da. «Sie zeigen auf die Ware, die sie besonders interessiert», erzählt Herbert und lacht. «Früher rein dürfen sie aber trotzdem nicht.»

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Auch die anderen Händler klappern am frühen Morgen die Stände ab. «Die zweite Welle von Besuchern kommt gegen halb 10 und 10 Uhr», so Herbert. Er kennt viele persönlich. «Was ich alles über die Leute weiss!» Als ehemaliger Lehrer habe er ein gutes Gedächtnis: «Auch in diesem Beruf musste ich mir Personen und ihre Vorlieben merken.» Stammkunden würden durchaus ab und zu einen Extrarabatt erhalten.

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Früher habe es ihn wütend gemacht, wenn Standbesucher stark feilschen wollten. «Jetzt sehe ich es gelassener und sage einfach: ‹Monsieur, das hat aber keine Kultur.›» Er verhandle zwar gerne. «Aber bitte originell – und vor allem nicht zu lange. Ich muss schliesslich verkaufen.»

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Kurz nach 14 Uhr pfeift Herbert zweimal. «Das hier ist alles gratis», ruft er und deutet auf verschiedene Gegenstände, die auf zwei Tischen liegen. Sofort wird er von Interessierten umringt. «Ich bringe nichts mehr als zwei Mal auf den Markt», so Herbert. Verkauft er etwas zwei Samstage lang nicht, verschenkt er es. «Die Leute schätzen meinen Stand, weil ich immer wieder Neues habe.» Er ist einer der Ersten, die zusammenräumen: «Es ist ein Marathon.» Deshalb ist für ihn gegen 15 Uhr Schluss.

Adresse

Kanzlei Flohmarkt
Kanzleistrasse 56
8004 Zürich
Website

Öffnungszeiten

Samstag, 7.20–16 Uhr

Der Flohmarkt findet bei jeder Witterung statt.