Karamell

In ihrer Boutique im Seefeld verkauft Sara Allerstorfer aktuelle Trendmode für den Nachwuchs.

Text: Eva Hediger Fotos: Jasmin Frei

Sara Allerstorfer liebt Mode – jahrelang hat sie als Journalistin darüber geschrieben. Heute betreibt sie einen Kleiderladen für Kinder und Teenager. Und weiss, was der Nachwuchs für Klamotten-Ansprüche hat.

«Die Mütter sind begeistert, wenn ihnen auch ein Teil passt», erzählt Sara Allerstorfer. Sie führt das Karamell im Seefeld – eine Modeboutique für Kinder und Teenager. Eigentlich. «Die Stücke für die 18-Jährigen entsprechen etwa der Grösse S/M für Frauen», erklärt Sara. Und so kommt es ab und zu vor, dass auch Erwachsene sich ein Teil im Karamell gönnen.

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Im Dezember 2016 hat die Wahlzürcherin den hellen Laden im Kreis 8 eröffnet. Zuvor arbeitete Sara fast zwei Jahrzehnte als Moderedakteurin bei «Bolero». «Eine eigene Boutique war immer mein Traum», erzählt sie. Als die Zeitschrift umstrukturiert wurde, verliess sie die Medienbranche. «Ich dachte: ‹Jetzt oder nie!› und machte mich selbstständig.»

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Die Produkte aus dem Karamell sollen lange getragen werden.

Kurz überlegte die Österreicherin, Kleidung für Erwachsene zu verkaufen. Doch einer Boutique für Kindermode räumte sie grössere Chancen ein. Heute gibt es im Karamell Kleidung für Kinder ab zwei Jahren, der Fokus liegt aber klar auf Teenagern. «Damit besetze ich in Zürich eine Nische.» Dass vor allem Jugendliche im Karamell fündig werden, hat aber nicht nur taktische Gründe: «Babykleidung ist Saison um Saison gleich – es sind Strampler, Bodys und Leggings.» Zu eintönig für Fashionfan Sara. Kleidung für ältere Kinder ist modischer, abwechslungsreicher. «Leicht zeitversetzt werden die aktuellen Trends der Erwachsenen kindgerecht umgesetzt», weiss Sara. «Doch die Kleinen sind viel weniger kompromissbereit als wir Älteren.» Kratzt der noch so coole Wollpullover auch nur ein bisschen, wird er nicht angezogen. «Auf solche Details muss ich beim Einkauf achten.» Ausserdem ist Sara wichtig, dass die Kleidungsstücke langlebig sind. «Schliesslich werden sie oft gewaschen – und sollen weitergegeben werden können.»

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Wenn ein Kleidungsstück von mehreren Kindern getragen wird, lassen sich Ressourcen schonen. «Es muss aber nicht immer Biobaumwolle sein», erklärt Sara. Trotzdem erfüllen die meisten Marken im Karamell hohe Umwelt- und Fairtrade-Standards. Neue Labels findet Sara auf Instagram oder an Messen. «Und wenn ich ein Kind mit einem coolen Teil sehe, frage ich bei den Eltern nach.» Viele Marken führt Sara seit der Eröffnung ihrer Boutique, so zum Beispiel Morley, Les Coyotes de Paris oder das südkoreanische Label Tambere. Letzteres schneidert die Kleidung so, dass sie mit den Kindern mitwächst. «So können die Teile bis zu zwei Jahre getragen werden», erklärt Sara.

«Am Schluss sind sie dann immer ganz glücklich.»

Sara Allerstorfer

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Fast alle Jugendlichen besuchen mit ihren Eltern Karamell. Manchmal komme es in den Umkleidekabinen zum Generationenzwist, so Sara. Dann müsse ein Kompromiss gefunden werden. «Schliesslich bezahlen die Väter und Mütter die Einkäufe», sagt Sara und lacht. Ihr ist es jedoch wichtig, dass die Jugendlichen ihren eigenen Stil finden. «Dieser ist oft anders als jener der Eltern.» Bei den Beratungsgesprächen merkt die Boutiquenbesitzerin immer wieder, dass viele Teenager nicht auffallen wollen. «Sie möchten einfach nur so aussehen wie ihre Freunde und Freundinnen.» Oft könne sie diese Jugendlichen aber überzeugen, doch etwas mehr zu wagen. «Am Schluss sind sie dann immer ganz glücklich.» Besonders wichtig ist es Sara, coole Kleidung für Jungen anbieten zu können – nicht nur, weil sie selbst einen Sohn hat.

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Ganz ohne die «erwachsene Modewelt» kommt Sara nicht aus. Sie schreibt noch immer als Freelancerin für verschiedene Magazine. «So verpasse ich auch weiterhin keinen Trend», erklärt sie. Ihr altes Berufsleben vermisst sie aber nicht. «Natürlich war es anfangs eine grosse Umstellung», erzählt Sara. Sie musste sich vor allem daran gewöhnen, dass sie sich ihre Arbeitszeit viel weniger frei einteilen kann. «Wenn der Laden offen hat, muss ich da sein.»

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Auch der Kontakt mit den Kund*innen war für Sara neu, aber kein Problem. «Als Redakteurin hatte ich ja auch mit vielen verschiedenen Menschen zu tun.» Seit der Corona-Pandemie spürt sie ausserdem ein neues Bewusstsein: «Die Leute schätzen die lokalen Läden wieder viel mehr.»

Adresse

Karamell
Seefeldstrasse 44
8008 Zürich
+41 44 558 25 19
Website

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag, 11–18 Uhr
Samstag, 10–17 Uhr