Blumerei Kalkbreite

Wer bei Annina Rohrer den Ladenschluss verpasst, holt sich den Blumenstrauss aus dem Automaten.

Text: Eva Hediger Fotos: Jasmin Frei

Annina Rohrer verkauft in der Blumerei Kalkbreite und in einem Blumenautomaten Sträusse, die selbst im Winter wie frisch gepflückt aussehen. Dabei verzichtet die Floristin auf eingeflogene Blumen – und ersetzt Rosen durch Ranunkeln.

Blumen gehören fest zum Leben, findet Annina Rohrer. Sie zählt die Gelegenheiten auf, an denen Sträusse überreicht werden: «Geburten, Hochzeiten, Todesfälle ...» Blumen gehören aber auch zum Alltag. Besonders zu jenem von Annina. Bereits als kleines Mädchen pflückte sie gerne Sträusse. Als Erwachsene begeisterte sie ihre Familie und Freundinnen und Freunde mit luftigen Arrangements. Diese fertigte Annina in ihrer Freizeit an – immer noch mit Blumen, die sie in der Natur und in ihrem Garten fand.

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Ihre ersten Sträusse verkaufte Annina auf Märkten.

Hauptberuflich war Annina damals Zeichnungslehrerin. «Auch dieser Job hat mir Freude gemacht», erzählt sie. Trotzdem testete sie das Blumenbusiness immer weiter aus und verkaufte ihre Bouquets an Märkten in Aarau und Zürich. Nach kurzer Zeit erhielt sie erste Anfragen aus Galerien und von Brautpaaren.

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Dank ihres Kunststudiums habe sie ein geschultes Auge, erzählt Annina. «Doch die Technik musste ich noch verfeinern», ergänzt sie. Deshalb arbeitete sie einen Sommer lang in einer Gärtnerei für Bioschnittblumen mit. «Dort habe ich im Akkord Sträusse gebunden», erinnert sie sich.

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Im Sommer 2014 eröffnete Annina schliesslich in der damals neuen Überbauung der Genossenschaft Kalkbreite ihren ersten eigenen Laden – die Blumerei Kalkbreite. «Ich könnte mir für mein Geschäft keinen passenderen Ort vorstellen», schwärmt sie. Zwar wohnt Annina in einem Aargauer Dorf, doch sie hat lange im Kreis 3 gelebt. «Hier ist mein zweites Daheim.» Arbeitet sie bis spätabends, findet sie bei Angehörigen und Freundinnen immer eine Schlafstelle. Zurück in die Stadt möchte sie aber nicht. «Ich brauche das Ländliche so sehr wie das Urbane», erklärt sie.

Einige Blumen stammen aus Anninas Garten.

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In ihrem Garten pflanzt Annina Blumen, die sie später in Zürich verkauft. Manche pflückt sie auch auf Spaziergängen. «Ursprünglich wollte ich das noch viel öfter machen, doch mittlerweile fehlt mir dafür leider die Zeit», sagt Annina. Trotzdem wirken die Sträusse von der Blumerei Kalkbreite wie frisch von einer Wiese – nicht nur im Sommer. «Das ist meine Spezialität», sagt Annina stolz. In der Blumerei gebe es keine klassischen Arrangements, erklärt sie: «Ich will möglichst bunte und luftige Sträusse kreieren.»

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Ausserdem achtet Annina auf Saisonalität und Nachhaltigkeit. Deshalb gibt es während der kalten Monate beispielsweise keine Rosen in der Blumerei. «Ich verkaufe keine Blumen, die eingeflogen werden müssen.» Im Sommer ist diese selbst aufgestellte Regel kein Problem. Im Winter muss Annina auf Blumen aus Europa ausweichen. «Leider ist Nachhaltigkeit in der Floristik noch nicht sehr verbreitet», bedauert Annina. Auch sei vielen Konsument*innen gar nicht bewusst, welche Blumen gerade Saison haben. Doch Annina weiss: «Es gibt eigentlich immer Alternativen.» So verkauft die Floristin statt Rosen Ranunkeln. Diese werden in unbeheizten Treibhäusern in Italien angepflanzt.

«Ich will möglichst bunte Sträusse binden.»

Annina Rohrer

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Im Winter verwenden Annina und ihr Team häufig auch getrocknete Blumen und Gräser. «Das ist natürlich besonders nachhaltig», so Annina. Ausserdem gefalle ihr die Ästhetik. Dennoch freut sich die Floristin, wenn die Tage wieder länger und wärmer werden: «Die Zeit vom Frühling bis zum ersten Frost ist besonders toll für uns.» Am liebsten mag Annina übrigens Mohn und erklärt dazu: «Mir gefällt es, wenn eine Blume sich im Lauf der Zeit verwandelt.»

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Der Blumenautomat ist 24 Stunden pro Tag in Betrieb.

Mittlerweile hat Annina mehrere Angestellte. Alle haben einen kreativen Background. «Mein ganzes Team ist sehr experimentierfreudig», erzählt Annina. Immer wieder die gleichen Bouquets zu verkaufen, ist für die Blumerei-Besatzung keine Option. Und diese Kreativität wird nicht nur in Zürich geschätzt: «Wir erhalten immer öfter Bestellungen aus anderen Schweizer Städten», erzählt Annina.

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Von einem besonderen Angebot der Blumerei kann aber einzig das Quartier profitieren: Vor der Überbauung der Genossenschaft Kalkbreite steht seit 2014 ein 24h-Blumenautomat. Dieser stammt aus der ehemaligen DDR. «Auf dem Land trifft man diese Dinger noch häufiger an», so Annina. Doch auch in der Stadt sind die Leute froh darum. «Manchmal kommen Kundinnen und Kunden extra zu mir in den Laden, um sich für den Automaten zu bedanken», erzählt Annina. Die Zürcher*innen brauchen die Automaten-Sträusse etwa bei spontanen Besuchen – oder gar auch mal für einen länger geplanten Heiratsantrag.

Adresse

Blumerei Kalkbreite
Kalkbreitestrasse 8
8003 Zürich
+41 79 717 97 53
Website

Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag, 12–19 Uhr
Samstag, 10–17 Uhr

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