Diese sechs Storys bleiben uns in Erinnerung

2018 sind auf hellozurich über 150 Artikel erschienen. Sechs Fotografen und Autorinnen erzählen, welcher Beitrag ihnen persönlich am besten in Erinnerung blieb – vom Besuch im Puff über den Dialog mit der Engelsfrau bis zum Fotoshooting in der Agglo.

«Ich konnte mich im Bordell frei bewegen und mir fürs Shooting Zeit nehmen.»

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Zum ersten Mal im Puff

Christian Schiller, Fotograf

«Vor dem Besuch bei Puffmutter Mona im Bordell war ich nervös: Wie würden die Prostituierten und Freier auf die Kamera reagieren? Was soll ich überhaupt fotografieren? Ich war für hellozurich bis anhin nur in Läden und Bars unterwegs. Meine Bedenken verflogen rasch. Mona führte mich durchs ganze Bordell und stellte mich vor. Ich konnte mich also frei bewegen und mir fürs Shooting Zeit nehmen. Wenn eine Frau dann aber mit einem Freier ins Zimmer verschwand, war das schon seltsam – insbesondere auch, wenn die Prostituierten danach zurückkamen, als sei nichts gewesen.»

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«Ich war so gewunderig: Wo kommst du her? Was machst du den lieben langen Tag? Wer sorgt dafür, dass du so hübsch und frisch aussiehst?»

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Die Engelsfrau mit dem breiten Po und den goldenen Flügeln beschützt die Reisenden

Luisa Aeberhard, Autorin

«Ich wartete auf meine Kollegin, in der Halle des Zürcher Hauptbahnhofs, unter der fetten Frau – so nennen wir sie, die riesige Engelsfrau aus Polyester. Ich schaute zu ihr hoch: ‹Warum eigentlich fett? Du setzt einfach deine weiblichen Kurven in Szene – nicht wahr?› Ich war so gewunderig: ‹Wo kommst du her? Was machst du den lieben langen Tag? Wer sorgt dafür, dass du so hübsch und frisch aussiehst?› Die Engelsfrau blieb leider stumm. Und so musste ich mit der ‹Datenautobahn› vorliebnehmen, wo ich dann nach langem Recherchieren Antworten auf meine Fragen bekam.»

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«Insgesamt habe ich fürs Shooting und die Fotobearbeitung sieben Stunden investiert.»

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Holzerhurd – von irgendwo nach nirgendwo

Cemil Erkoç, Fotograf

«Ganze vier Stunden hat das Fotoshooting für den Beitrag über die Endstation der berühmten Buslinie 32 gedauert. Ab Helvetiaplatz bin ich mit dem Bus losgefahren, habe Fotos von der Langstrasse, dem Limmatplatz oder der Kornhausbrücke geschossen, damit die Leserschaft die Reise nach Zürich-Affoltern miterleben kann. Vor Ort habe ich die Siedlung fotografiert, zwei Bewohner porträtiert und einen Drohnenfilm gemacht. Zu Hause habe ich dann nochmals zweieinhalb Stunden für den Schnitt und die Fotobearbeitung investiert. Der ganze Aufwand hat sich gelohnt: Der Beitrag gehört zu einem der erfolgreichsten seit dem Start von hellozurich im September 2017.»

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«Den 69-jährigen Leo kenne ich aus den Zeiten des mittlerweile geschlossenen Elektro-Clubs Dachkantine und von zahlreichen privaten Partys.»

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«Ich war angeblich mal ein Mönch»

Jasmin Frei, Fotografin

«Der Beitrag über Leo Ineichen erschien in unserer Serie ‹Zu Besuch bei›. Die aufwendigen Fotoreportagen zeigen, wie spannende Zürcherinnen und Zürcher wohnen. Dabei wollen wir bewusst keine Promis in ihren Villen vorstellen. Den 69-jährigen Leo kenne ich aus den Zeiten des mittlerweile geschlossenen Elektro-Clubs Dachkantine und von zahlreichen privaten Partys. Wohnungen und die Einrichtung sagen so viel über einen Menschen aus. Das fasziniert mich. In Leos Wohnung zum Beispiel wird sofort deutlich, dass er auch eine spirituelle und ruhige Seite hat.»

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«Beim Stöbern dachte ich: Ich muss unbedingt mehr über dieses einzigartige Konzept und die Inhaber erfahren!»

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Marta Flohmarkt

Barbara Hefti, Autorin

«Unterwegs zu einer Verabredung fiel mir der Laden mit dem hübschen Namen Marta Flohmarkt auf. Neugierig kam ich tags darauf inkognito als Kundin wieder und dachte mir beim Stöbern in den Mietregalen: ‹Ich muss unbedingt mehr über dieses einzigartige Konzept und die Inhaber erfahren!› Mit ihrem Flohmarktladen setzen die Gründer ein Zeichen gegen die Wegwerfgesellschaft und machen mit ihrer innovativen Idee, die nicht dem Profit dient, Mut. Für mich eine Geschichte, die einfach weitererzählt werden musste.»

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«Die Geschichte zu schreiben, war aber kein Problem.»

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Wie der Flamingo zu meinem Freund wurde

Eva Hediger, Chefredaktorin

«Läck, wie peinlich!, dachte ich, als ich sah, dass der Malkurs ‹Art Night› in einer Bar stattfindet und ich deshalb jederzeit von einer Bekannten entdeckt werden könnte. Doch als ich den Flamingo pinselte, überkam mich eine seltene Gelassenheit. Ich verlor diese erst wieder, als die Kursleiterin ein Gruppenbild schiessen wollte. Ich mit meinem Werk im Internet? Bitte nicht! Schützend hielt ich den Flamingo vors Gesicht. Den Erlebnisbericht am Tag darauf zu schreiben, war aber kein Problem.»

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