Zeit Zone Zürich

Alte Standuhr aus Omas Stube? Filigrane Armbanduhr? Oder Taschenuhr? Sandro Bösch flickt es in seiner Werkstatt für Uhrmacherkunst.

Viele Uhren zeigen nicht nur die Zeit an. Sie erzählen auch Geschichten, manchmal jahrzehntealte. Sandro Böschs Zeit Zone Zürich am Kreuzplatz repariert diese tickenden Erinnerungsspeicher. Wer will, kann dabei zusehen.

Uhren oder Schreibmaschinen? Nach einem Jahr Mechanikerlehre stand Sandro Bösch vor dieser Entscheidung. Ja, ihm gefiel das Mechanische; auch das Feilen und das Sägen sagten ihm zu. Also hatte er die Wahl: Entweder er wird Schreibmaschinenmechaniker. Oder aus ihm wird ein Uhrmacher. «Ich hatte zu diesem Zeitpunkt keinen Bezug zu Uhren – und auch nicht zu Schreibmaschinen», erinnert er sich. «Aber Uhren haben mich etwas mehr fasziniert.»

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Aus diesem bisschen Faszination wurde Sandros Berufung. Er ist Inhaber und Geschäftsführer der Zeit Zone Zürich, einer Werkstatt der Uhrmacherkunst. Seit 2003 befindet sich das Unternehmen am Kreuzplatz. Von aussen denkt man nicht als Erstes an einen klassischen Uhrenladen. Und von innen auch nicht: Die Atmosphäre ist lockerer als man es von anderen Bijouterien kennt.

Viele Kund*innen hängen emotional an ihren Uhren.

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Der Raum ist hoch, hell – und bei Weitem nicht der Einzige der Zeit Zone Zürich. Denn hinter der Theke, hinter der Wand, befinden sich zwei Ateliers für Reparaturen. «Wer fragt, darf auch gern nach hinten kommen», bietet Sandro an, «die Werkstatt-Bereiche sind zugänglich.» Dort geschieht die Haupttätigkeit des elfköpfigen Zeit-Zone-Zürich-Teams: Uhren reparieren. Und zwar jede. Vom filigranen Armbandührchen bis hin zur raumeinnehmenden Standuhr.

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«Wir können jede Uhr wieder zum Laufen zu bringen», konstatiert Sandro, «und wir sind imstande, jedes Bestandteil notfalls selbst herzustellen.» Wenn kein Ersatzteil mehr bestellt werden kann, kommen einfach Drehbank und Fräsmaschine zum Einsatz. «Auch unsere beiden Lehrlinge lernen das Handwerk von der Pike auf.» Und doch: Das Berufsbild des Uhrmachers sei heute ein anderes als noch zu seiner Lehrzeit, erinnert sich Sandro. «Gewisse Arbeitstechniken fallen immer mehr weg. Der Fokus liegt oft auf Produktion statt auf Restauration.»

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Aber genau die Restauration, das Flicken, ist das, woran das Herz vieler Kund*innen hängt. So manche Person, die ihre Uhr in die Reparatur bringt, verbindet damit Erinnerungen – bis hin zu generationenübergreifender Geschichte. «Viele Uhren-Reparaturen würden sich aus rein finanzieller Perspektive nicht lohnen», erklärt der diplomierte Uhrmacher-Meister. Doch um diese Perspektive geht es meistens nicht: Es geht um Gefühle, die mit Uhren verwoben sind.

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«Wer fragt, darf auch gern nach hinten kommen.»

Sandro Bösch

So erklärt sich Sandro auch, warum mechanische Uhren durch die Digitalisierung nicht weniger beliebt geworden sind. «Der Trend bleibt bei mechanischen Analoguhren», beobachtet er. «Besonders in der Schweizer Bevölkerung haben Uhren einen hohen Stellenwert: Sie sind verbunden mit Tradition.»

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Hier kann jede Uhr geflickt werden.

Und doch macht sein Uhrengeschäft einiges anders als noch vor wenigen Jahrzehnten: Wer gern Einblick in die Reparatur der eigenen Uhr hat, erhält gern auch mal ein rangezoomtes Foto via Whatsapp, direkt aus der Werkstatt. Oder sendet Bilder zur Einschätzung ein, bevor er überhaupt in den Laden kommt.

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Es ist ein Spagat zwischen der Gegenwart und den alten Zeiten. Etwa, wenn ein junger Mann an seiner Hochzeit eine alte Taschenuhr tragen will – was jetzt plötzlich wieder öfters zu sehen ist. «Wir machen weiter an der Geschichte, die die Uhr bisher geschrieben hat», beschreibt Sandro seinen Beruf. Denn die Zeit steht nicht still.

Adresse 

Zeit Zone Zürich
Kreuzplatz 2
8032 Zürich
+41 43 244 67 76
Website

Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag, 10–12.30 Uhr, 13.30–18 Uhr 
Samstag, 10–16 Uhr