Schwarzenbach Kolonialwaren

Heini Schwarzenbach führt den Delikatessenladen an der Münstergasse in der fünften Generation.

Im Kolonialwarengeschäft Schwarzenbach reise ich einmal von Afrika in den Fernen Osten. Heini Schwarzenbach hat mir erzählt, wie der lebensgrosse Kaufmannsladen mit den Kindheitserinnerungen seiner Kundschaft spielt.

«Iss sie mit Ehrfurcht, deine iranischen Maulbeeren!», will ich dem Kunden, der aus dem Kolonialwarengeschäft Schwarzenbach auf die Münstergasse tritt, nachrufen. Aber das tut er auch so. Der Schwarzenbachkunde ist zwischen 45 und 70 Jahre alt und bezahlt für 100 Gramm des edlen japanischen Gyokuro-Grüntees gerne 45 Franken. Oh, das Fleur de Sel ist ihm ausgegangen. Also bitte noch 150 Gramm Fleur de Sel Ibiza dazu. Genau, das im türkisfarbenen Keramiktopf für 18 Franken.

Von wegen! «Bei uns kaufen viele junge Menschen ein. Und darauf bin ich angewiesen, weil mir sonst die Kunden wegsterben», erzählt mir Heini Schwarzenbach, der seit dreissig Jahren das Familienunternehmen in der fünften Generation führt.

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Natürlich kauft man im Delikatessengeschäft nicht täglich ein. Hier holt man sich Spezialitäten: Safranfäden, eine Kaffeemischung aus der hauseigenen Rösterei oder den Mini-Fenchel aus Marzipan (mit dem Sie übrigens an jedem Kindergeburtstag auftrumpfen!). Heute gibt es keine Kolonien mehr. Dieser Name passt aber immer noch am besten. Ob Trockenfrüchte, Tee oder Gewürze – einmal von Afrika in den Fernen Osten, bitte! Bei Schwarzenbach finde ich keine frischen Früchte. Alles ist fermentiert und getrocknet, alleine dafür lohnt sich ein Besuch, um sich die Auslage anzusehen.

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«Wir hatten früher fünfundzwanzig Mehlsorten. Aber die Grossverteiler schlafen nicht!» Und so hat Heini Schwarzenbach sein Mehlsortiment auf eine überschaubare Grösse zusammengestrichen. Die Veränderungen im Sortiment fallen mir als Kundin nicht auf. Im Gegenteil, im lebensgrossen Kaufmannsladen stand ich als kleines Mädchen mit meinem Vater und habe damals schon den Marzipan-Fenchel bewundert (keine Angst, es war wahrscheinlich nicht derselbe!).

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Wer als Kind hier war, kommt als Erwachsener wieder, weiss Heini Schwarzenbach. Und es funktioniert: Die Maulbeeren werden immer noch in die gleiche weisse Papiertüte gefüllt. Ich wusste als Mädchen: Was in diesen Tüten ist, darf nicht verschlungen werden. Und mit dieser Ehrfurcht picke ich heute als erwachsene Frau jede einzelne Maulbeere heraus.

Heini Schwarzenbach wäre es am liebsten, wenn sich nichts verändern würde. Er setzt auf Tradition und Beständigkeit und lebt von den Kindheitserinnerungen seiner Kundschaft. An Selbstbedienung will man gar nicht denken, die Beratung ist mithin das Allerschönste im Geschäft. Die Verkäuferinnen kennen jedes Produkt bis in seine Bestandteile. So eine Beratung ist Kultur, aber nur, wenn man fairerweise am Ende auch etwas kauft.

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Fast widerwillig muss sich Schwarzenbach jetzt Gedanken über ein neues Kassensystem machen. «Es verträgt keine Bildschirmkassen, die bei jedem Artikel piepsen!» Heini Schwarzenbach will nur ungern eingreifen, verändern und allenfalls riskieren, dass Träume zerplatzen. Und so fällt mein Blick auf das EC-Terminal, das nicht ein Mal gepiepst hat, während ich im Kolonialwarengeschäft war.

Adresse

Schwarzenbach Kolonialwaren
Münstergasse 17
8001 Zürich
+41 44 261 13 15
Website

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag, 9–18.30 Uhr
Samstag, 9–17 Uhr

Öffnungszeiten Teecafé

Montag bis Freitag, 8–18 Uhr
Samstag, 9–17.30 Uhr