Onkel Emma

Daniel Buchschacher hat am Stadtrand eine Oase geschaffen: Im Onkel Emma können nicht nur Quartierbewohner shoppen und käfelen.

Im Onkel Emma, wo Daniel Buchschacher Jugendliche in einem geschützten Rahmen ausbildet, kann man Turnschuhe und Hoodies kaufen, aber auch Vintage-Fundstücke und das gesamte Interior. Von einigen dieser Stücke kann sich Daniel allerdings nur schwer trennen.

Im Onkel Emma hängen die Kleider und Accessoires in alten Medizinschränken oder liegen auf ehemaligen Werk- und Zeichentischen. «Wir wollten damit einen kleinen Beitrag zum Umweltschutz leisten», sagt Geschäftsführer Daniel Buchschacher. Deshalb haben er und sein Team wochenlang die Brockis in der ganzen Schweiz nach Interieur abgeklappert. Fündig wurden sie im Jura, in Neuenburg und im Tösstal, nicht aber in Zürich – hier sei es zu teuer.

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Aisha und Daniel kennen die Geschichten der Objekte.

Daniel hat dabei immer sofort erkannt, wenn etwas für seinen Laden gepasst hat.
Er, der sich als Ästhet bezeichnet, hat das meiste selbst ausgewählt. Alles hat einen emotionalen Wert. Seine Geschäftspartnerin Aisha Bains und er kennen die Geschichten der Objekte. Es tue ihnen jeweils weh, wenn sie etwas verkaufen, meint er lachend.

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«Es soll einfach ein Quartierladen sein», wünscht sich Daniel. 

Der Onkel Emma ist Teil des Projekts Vertigo der Stiftung ZKJ (Zürcher Kinder- und Jugendheime). Diese gibt Jugendlichen mit erschwertem Zugang zum Arbeitsmarkt die Möglichkeit, in eigenen Betrieben eine Lehre zu absolvieren.
Diverse Stellen, wie beispielsweise die Jugendanwaltschaft oder die Sozialen Dienste der Stadt Zürich, weisen der Stiftung die Jugendlichen zu. Hier werden sie von Fachpersonen – Pädagogen, Arbeitsagogen oder Berufsbildner – in der Ausbildung unterstützt.

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Der Onkel Emma liegt bei der Endhaltestelle Werdhölzli, direkt neben der Skatehalle. Daniel hat schon früh das Konzept für seinen Shop erarbeitet. Bereits zuvor hatte er Jugendliche im Verkauf mit Jobcoaching begleitet.
 Vier Jahre vergingen bis zur Eröffnung 2018.

Die Kleider und Schuhe, welche im Onkel Emma verkauft werden, stammen aus Lagerbeständen befreundeter Läden. Auch Bekannte und Kunden bringen Sachen vorbei. Der Gewinn wird 50:50 aufgeteilt. 90 Prozent des Sortiments sei Secondhand, berichtet Daniel. Es sind alles bekannte und beliebte Labels, auch hier nur Auserlesenes.
Taschen und andere Accessoires werden ebenfalls verkauft. Überhaupt kann fast alles, was im Laden steht, erworben werden - auch die Möbel. So wie der Hocker, der sich beim zweiten Mal Hinschauen als Nähkästchen entpuppt.

90 Prozent des Sortiments ist Secondhand.

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An der Wand hängen Bilder von Filmlegenden, von Fernsehhelden, von Musikikonen, von Künstlern und Autoren; so findet sich neben einem Bild von Bud Spencer und Terence Hill ein Foto von Ernest Hemingway, neben dem von Woody Harrelson prangt eines von Adriano Celentano. Alles Lieblinge von Daniel und Aisha – diese Bilder wollen sie denn auch lieber nicht verkaufen. Sie haben sie alle selber ausgedruckt und gerahmt.

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Filmplakate zieren den Raum. Ein Geweih thront an der Wand. Zwischen den Taschen und Schuhen entdeckt man Playmobil-Figuren.
 Auf einem Regal stehen alte Fotokameras aus der DDR, Radios und ein ausgestopfter Marder. Auch ein Gummi-E.T. und andere Spielzeugfiguren sind zu finden, zudem Reklamebuchstaben und Leuchtbuchstaben. Neben Bauhaus-Lampen steht ein alter Diaprojektor. Und in einer Ecke befindet sich eine Kiste mit hauseigener Plattensammlung. Auf einem kleinen Fernseher kann man Nintendo NES spielen.

Überhaupt kann fast alles, was im Laden steht, erworben werden.

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Am Boden liegen einzelne Perserteppiche. Wahrscheinlich keine echten, werweisst Dani. An der Decke hängen grosse Industrielampen.
Die Kasse ist eine eigentliche Bar. Oder ein Krämerladen. Dort gibt es Kaffee und Süsswaren. Die Bar sei der Mittelpunkt, so Daniel, alles andere sei wandelbar, könne man umstellen. Ihm ist es wichtig zu erwähnen, dass der Laden auch ein Ort zum Verweilen ist. Man könne hier abseits der hektischen Strassen der Innenstadt einen Kaffee trinken, am dänischen Loungetisch beispielsweise.

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Die Kinderecke im Laden sei von Anfang an geplant gewesen. Viele Familien würden vorbeikommen, da sei es klar, dass die Kleinen irgendwo spielen können.
 Ein Puppenhaus gibt es dort, ein Mini-Holzbuffet, ein Stoffschaukelpferd. Auch das kann man alles kaufen. Es ist die Winterecke. Im Sommer können die Kinder vor dem Laden auf der Wiese oder dem Spielplatz spielen. Hinter dem Laden am Hauser-Kanal finden sie einen eigenen kleinen Fuhrpark mit Autos, Lastwagen und Traktoren.

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So wird der Onkel Emma auch zu einer Begegnungszone, einem Ort des Austauschs: für die Anwohner, für die Besucher der Skatehalle und für die Jugendlichen der Einrichtung Vertigo, die dort zur Schule gehen und ihre Lehre absolvieren. «Es soll einfach ein Quartierladen sein», wünscht sich Daniel. Ein Onkel-Emma-Laden halt.

Adresse

Onkel Emma
Bändlistrasse 86
8064 Zürich
+41 79 591 57 28

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag, 8.30–17 Uhr