Nelly’s Quartier-Kafi

Drei Tage in der Woche ist Nellys Quartierkafi offen. Mitgründer Lukas Rüegsegger und Leiterin Pia Seessle erzählen, was ihr Lokal mit Turnunterricht zu tun hat.

Vier Freunde um die 30 wollten ein gemeinsames Projekt starten. Das Ergebnis ist Nellys Quartierkafi am Rande des Kreises 4: ein Lokal, das nicht Gewinn bringt, sondern selbsttragend ist. Dem Mitgründer Lukas Rüegsegger und Leiterin Pia Seessle geht es um etwas anderes: die Gemeinschaft zu fördern. Im Quartier, wo man sich kennen und kennenlernen soll. Und in ihren verschiedenen Familien, die gemeinsam ein Leidenschaftsprojekt auf die Beine gestellt haben.

Als Erstes war da der Turnunterricht. Vier Jungen, die alle zusammen dort turnten, wurden Freunde. Da waren sie fünf Jahre alt. Die Jungs wurden älter, die Freundschaften auch; man zog aus dem Zürcher Unterland weg oder war jobbedingt international unterwegs. Die Freundschaft unter den vier Männern blieb. Irgendwie schafften sie es immer, sich wieder mal zu treffen, am liebsten, um zusammen etwas Feines zu trinken und zu essen.

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Bei einem Feierabendbier witzelten sie: «Komm, wir machen ein Café auf.» Da wurde einer von ihnen plötzlich ernst: «Was meint ihr, wäre das eine Idee?» – «Da ratterte es kurz bei uns allen», erzählt Lukas Rüegsegger heute, «wir fanden dann, ja, wieso nicht? Dann haben wir angefangen, im vollen Ernst, mit Businessplan und Locations und so.»

«Ein zeitintensives und lehrreiches Hobby.»

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Businessplan und Lokalsuche: Das klingt nach einem herkömmlichen Café. Darum ging es den vier Gründern allerdings nicht. «Wir nennen es ein Leidenschaftsprojekt. Für manche ist es ein Hobby. Ein zeitintensives und lehrreiches Hobby», lacht Lukas. Denn das Team, welches das heutige Nellys betreibt, ist eine heterogene Mischung aus ehrenamtlich Beteiligten und Angestellten.

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Ebenfalls ungewöhnlich: Das Lokal ist nur an drei Tagen pro Woche offen. Dann gibt es Mittagessen, Suppen, Kaffee und Kuchen, samstags gar ein Frühstück. An den restlichen vier Tagen ist das Nellys geschlossen. Kein Haken. Keine Pointe. Der Grund ist simpel: Die vier Gründer des Lokals haben nicht vor, daraus gross Gewinn zu schlagen. Es geht ihnen – seit der Idee beim Feierabendbier – vielmehr darum, ein gemeinsames Projekt zu haben und andere Menschen daran teilhaben zu lassen.

Im Nellys hat es für alle Platz.

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Aus dem Gemeinsamen wurde ein Café fürs Quartier: Dort, wo die Hohlstrasse schon bald vom Kreis 4 nach Altstetten übergeht, ist das Nellys. Das Gärtchen draussen zieren Schwedenkästen, ein alter Turnbarren steht neben dem Eingang – eine Reminiszenz an den Turnunterricht, der den Anfang der Freundschaften bildete. Auch der Name blickt liebevoll in die Vergangenheit: Nelly war der Name von Lukas’ Grossmutter. «Alle, die vorbeikamen, haben etwas zu essen bekommen», erinnert er sich, «für jeden hatte es Platz.» Das soll im Nellys auch so sein.

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«Alles, was hier drin ist, ist selbst gemacht.»

Mittlerweile hat das Team nicht nur von Verwandten und Freund*innen Verstärkung bekommen, sondern auch eine Café-Leiterin: Pia Seessle ist unter anderem verantwortlich für alles, was serviert wird – vom Kuchen über Suppen bis zum Kaffee. «Es war gut, dass das Konzept nicht fix war, so haben wir flexibel improvisiert», erzählt sie. «Alles, was hier drin ist, ist selbst gemacht, und damit meinen wir nicht nur das Essen und die Getränke: Die Kissenbezüge sind selbst genäht, alle Tische von uns bemalt, die Möbel stammen teils von unseren eigenen Grosseltern.

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Bei den meisten Angelegenheiten hier galt und gilt: Learning by Doing.» So ist das Nellys seit seiner Gründung zu einer Art Familienunternehmen geworden, das den Begriff der Familie liebevoll erweitert. «Wir können und wollen kein Durchlaufcafé sein», so Lukas, «sondern ein Ort, wo man sich kennt und kennenlernt. Wir wollen dazu beitragen, dass man wieder mit Leuten redet, nicht nur online.» Auch, dass das Café nur an drei Tagen pro Woche offen ist, trage dazu bei, dass es persönlich bleibe.

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Es sind die Nellys.

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Bezeichnenderweise nennen sich alle, die in diesem Lokal tätig sind, von der Serviceangestellten bis zum Mitgründer, gleich: Es sind die Nellys. Einmal im Monat ist zudem «Nelly’s Night» – da kommt das Ursprungsteam mit den Gästen zusammen. So wächst nicht nur die Gemeinschaft im Quartier, sondern es bleibt auch die Idee erhalten, die am Anfang des Cafés stand: dass eine Freundschaft weitergeht, die eines Tages im Turnunterricht angefangen hat.

Adresse

Nelly’s Quartier-Kafi
Hohlstrasse 355
8004 Zürich
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Website

Öffnungszeiten

Donnerstag und Freitag, 11.30–19.30 Uhr
Samstag, 9.30–16.30 Uhr
Nelly’s Night: Erster Donnerstag im Monat

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