Kleine Freiheit

Rea Zaverdinos und Anna Rotter führen die Kleine Freiheit: Eine kleine Quartierbeiz, die mittlerweile von der ganzen Stadt geliebt wird.

Text: Eva Hediger Fotos: Raisa Durandi

Seit dem Sommer 2013 geniessen die Bewohner des Kreis 6 ihre Kleine Freiheit im Weinbergpark – ein kleiner, alternativer Betrieb. Er wird von Rea Zaverdinos und ihrer Stellvertreterin Anna Rotter geführt. Gemeinsam haben die Frauen das ganzjährig geöffnete Lokal noch attraktiver gemacht – mit Sonnenschirmen, Blumen und einem Brunch.

Eine Gruppe Kollegen teilt sich Mezze und trinkt Bier. Verliebte bestellen sich eine Flasche Wein, Freundinnen diskutieren. Es ist Spätsommer in Zürich. Noch sind die Abende warm. Die Leute sitzen draussen. Zum Beispiel im Weinbergpark, in der Kleinen Freiheit - 2013 von den damaligen ETH-Studenten und Mitbewohnern Elias Kleimann und Max Boosfeld gegründet. «Zwei clevere und innovative Köpfe», wie sie die heutige Geschäftsführerin Rea Zaverdinos beschreibt. «Macher», fügt ihre Stellvertreterin Anna Rotter an.

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Durch Crowdfunding und Nachbarschaftshilfen bauten Elias und Max aus einem alten Schiffscontainer ein Lokal. «Erst war es ganz simpel», so Rea. Die Kleine Freiheit hatte nur bei schönem Wetter offen, ausgeschenkt wurden Kaffee und Bier. Diese Anfangszeiten kennen Rea und Anna nur aus Erzählungen. «Ich habe zwar in der Nähe gewohnt, aber war vor meiner Anstellung erst ein Mal dort», erzählt Rea. Ähnlich geht es Anna, die im Kreis 6 aufgewachsen ist: «Wenn man sich früher nicht geachtet hat, hat man das Lokal kaum wahrgenommen.»

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Die Kleine Freiheit war einst als Quartiertreff gedacht.

Damals sei die Kleine Freiheit auch noch alternativer und kleiner gewesen. «Eine kleine Oase für die Nachbarschaft», so Anna. «Heute werden wir teilweise fast überrannt.» Beide sind diesen Sommer überrascht gewesen, wie beliebt die Kleine Freiheit geworden ist. Da es im Quartier fast keine Alternativen gibt, ist das Publikum durchmischt: Am Morgen sitzen Mütter mit ihren Kindern im Café, über Mittag die Arbeiterinnen und Arbeiter aus den umliegenden Büros. Auch das Spitalpersonal und Patienten gehören zu den Gästen.

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«Für den Brunch und die Konzerte kommen die Leute aus der ganzen Stadt», erzählt Rea. Jeden Samstag tritt eine Band gegen eine Kollekte auf oder es gibt ein Pubquiz: Teams aus vier bis fünf Leuten müssen in verschiedenen Runden Fragen beantworten oder Songs erraten. Wer gewinnt, kriegt Shots oder Freibier. «Reich werden die Sieger nicht», sagt Anna. «Aber es macht Spass.» Eine WG aus dem Quartier ist immer dabei. «Das lockert die Stimmung total auf.»

«Für den Brunch und die Konzerte kommen die Leute aus der ganzen Stadt.»

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Rea hat die Leitung im Frühling 2017 übernommen, knapp ein Jahr später wurde Anna ihre Stellvertreterin. Beide erzählen, wie sehr sie das Potenzial des Lokals überzeugt habe. Rea: «Ich habe sofort gedacht: ‹Hui, hier kann man noch etwas machen!›» In ihren ersten Monaten schraubte Rea unter anderem an den internen Abläufen und erweiterte das gastronomische und kulturelle Angebot der Kleinen Freiheit. Gemeinsam mit Anna hübschte sie das Lokal auf. «Teilweise mit Details», so Anna – schönere Schirme oder kleine Sträusschen auf den Tischen. Sie hat vor ihrer Ausbildung zur Gastrofachfrau als Floristin gearbeitet. «Andere haben einen Schrebergarten, ich habe die Kleine Freiheit!», sagt sie und lacht. Sie hat mehrjährige Pflanzen gesetzt und Töpfe mit Blumen bestückt.

Gemeinsam mit Anna hübschte Rea das Lokal auf.

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Im Team und mit den Gründern haben Rea und Anna besprochen, wie viel Wachstum die Kleine Freiheit erträgt. «Wir wollen kein Kommerzschuppen werden», betont Rea. Schliesslich war die Kleine Freiheit einst als Quartiertreff gedacht. «Elias hat dann gemeint, dass es die Leute hier noch immer schätzen. Sie finden die lebendige Afterwork-Stimmung lässig.» Mehr Platz für Stühle und Tische wollen sie aber nicht schaffen. «Wir finden meistens noch irgendwie Platz», sagt Anna.

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Auch das Team soll nicht weiter aufgestockt werden. Die angebotenen Gerichte bereitet es selbst aus Zutaten zu, die ein benachbartes Catering liefert. «Auf etwa drei Quadratmetern machen wir die Salate und Pitas», so Anna. Sind viele Gäste hungrig, dauert es manchmal länger. «Es ist aber total schön, dass sie nie ungeduldig werden.» Seit 2016 hat die Kleine Freiheit auch im Winter geöffnet: «Mit dem Schwedenofen ist es dann wie in einer Stube – so gemütlich!»

Adresse

Kleine Freiheit
Weinbergstrasse 30
8006 Zürich
Website

Öffnungszeiten

Montag bis Freitag, 9–22 Uhr, maximal bis 24 Uhr
Samstag, 10–22 Uhr, maximal bis 24 Uhr
Sonntag, 10–20 Uhr

Infos

Frühstück: Montag bis Freitag, bis 11 Uhr
Samstag und Sonntag, bis 16 Uhr
Regelmässig finden Konzerte und das Pubquiz statt. Infos findest du hier.