Menschen & Leben | Stylische Zürcher:innen

«Ich sehe rasch verkleidet aus»

Interview: Eva Hediger Fotos: Jasmin Frei

Minouche Von Marabou tanzt seit fast zehn Jahren Burlesque. Auch abseits der Bühne zieht die 30-Jährige die Blicke auf sich. Denn die Zürcherin setzt auf auffällige Retro-Outfits.

Minouche, wie würdest du deinen Stil beschreiben?

Ich bezeichne meinen Stil als «Modern Pin-up». Ich lasse mich zwar von den 40ern und 50ern inspirieren, doch meine Outfits sind historisch nicht korrekt. Früher trug ich noch viele originale Retro-Kleider. Aber ich fühlte mich bald eingeschränkt.

Wieso?


Die damalige Mode einfach zu kopieren, wurde mir als kreativer Mensch viel zu langweilig! Ich will Farben und Stile wild mixen können. Das ist aber natürlich auch eine Herausforderung.

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«Ein falsches Detail kann den Look völlig zerstören.»

Wie meinst du das?

Wenn ich nicht auf jedes Detail achte, sehe ich rasch verkleidet aus. Ich habe einen sehr verspielten und extravaganten Stil. Ich mag gerne spezielle Stoffe – vor allem Leopardenprint –, trage jeden Tag künstliche Wimpern und lackiere mir meine Nägel rot. Ausserdem wickle ich mir jeden Tag einen Turban – ohne ihn fühle ich mich schon fast nackt.

Wirklich?

Ja. Ich habe zu jedem meiner Outfits einen passenden Turban – er ist mittlerweile mein Markenzeichen. Ich werde auch oft auf ihn angesprochen. Deshalb habe ich im Lockdown eine Kollektion von Haarbändern entworfen, die ich über Social Media verkaufe. Sie sind einfacher zu stylen als Turbane.

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Wie meinst du «zu jedem deiner Outfits»? Kleidest du dich am Morgen nicht spontan?

Ich habe etwa 30 verschiedene fixe Kombinationen, die ich immer wieder so trage – inklusive der Accessoires. Auf diese lege ich besonders viel Wert. Ein falsches Detail kann nämlich den Look völlig zerstören.

«Ohne Turban fühle ich mich schon fast nackt.»

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Wirst du oft auf deinen Look angesprochen?

Immer öfter! Ich habe das Gefühl, dass das an Corona liegt. Das Nachtleben ruht seit fast einem Jahr, noch sind Theater und Museen geschlossen. Die Leute suchen also vermehrt das Schöne im Alltag – und dann falle ich halt auf.

Was sagen die Leute zu dir?

Viele fragen mich, ob ich an eine Hochzeit oder an ein Fest gehe. Und oft höre ich, dass es mutig sei, mich so zu kleiden. Ich muss dann oft schmunzeln.

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Wieso findest du das lustig?

Weil es zeigt, wie die meisten Leute funktionieren. Viele würden sich gerne ausgefallener kleiden, aber schaffen es nicht.

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«Ich habe mich selbst gefunden.»

Weshalb nicht?

Es ist ihnen viel zu wichtig, was andere über sie denken. Für mich spiegelt mein Stil auch meine Lebenseinstellung wider: Ich lebe mein Leben für mich und nicht für andere. Man kann es nie allen recht machen – deshalb muss es einfach für mich persönlich stimmen. Ich will authentisch sein.

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Warst du schon immer so selbstbewusst?

Wie die meisten anderen wollte ich mich als Teenager von meinen Eltern abgrenzen – auch modisch. Ich habe eine Schneiderinnenlehre begonnen, weil ich mir meine Sachen selbst nähen wollte. Damals habe ich mir aber noch nicht viele Gedanken gemacht, was Stil für mich genau bedeutet. Er hat sich einfach so entwickelt, vor allem während meiner Ausbildungszeit.

Wirst du deinem heutigen Stil treu bleiben?

Ja. Seit etwa zwei Jahren habe ich das Gefühl, dass ich mich selbst gefunden habe – auch stilmässig. Ich entspreche jetzt ziemlich meinem eigenen Wunschbild.

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Info

Hier findest du den Instagram-Kanal von Minouche. Dort kannst du auch ihre Haarbänder bestellen.