Im Fokus | Menschen & Leben

Zürich-Fotograf und Flaneur Walter Schweizer

Interview: Denise Brechbühl

Ihre Fotos von Zürich gehen auf Social Media um die Welt. Wer sind diese Fotograf*innen? Was treibt sie an? In unserer Serie drehen wir die Kamera um. Heute im Fokus: Walter Schweizer. Er fotografiert Zürich am liebsten frühmorgens – und in Farbe.

Warum hast du mit dem Fotografieren begonnen?

Ich habe schon in der Kindheit gerne fotografiert. Mittlerweile fotografiere ich hauptsächlich Landschaften. Auf meinen Reisen habe ich immer meine Kamera dabei. Ich bin aber auch oft in Zürich am Fotografieren. Meine Bilder sind sehr farbig, ein schwarz-weisses Foto würde die Besucher*innen meiner Instagram-Seite wohl verwundern.

Was fotografierst du in Zürich am liebsten?

Mein Lieblingsplatz ist der Lindenhof. Viele fotografieren den Lindenhof mitten am Tag oder in der Nacht – selten jedoch am Morgen. Mir gefällt aber besonders die Stimmung frühmorgens. Dann erscheint der Lindenhof in einem ganz speziellen Licht. Das geniesse ich.

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«Oft breche ich am Samstag um 5 Uhr morgens am Hauptbahnhof auf.»

«12 Kreise in 12 Monaten» war ein Projekt von dir – kannst du mehr davon erzählen?

Dieses Projekt startete ich vor drei Jahren. Das Tolle an der Stadt Zürich ist ja, dass sie zwölf Stadtkreise hat. Genauso viele, wie ein Jahr Monate hat. Also war es mein Ziel, mir immer einen Monat lang Zeit zu nehmen, um verschiedene Blickwinkel eines Kreises in «seinem» Monat einzufangen – mal ganz typische, dann wieder ungewöhnliche. So war ich im Januar nur im Kreis 1 unterwegs, im Februar im Kreis 2 und so weiter. Durch das Projekt ist mein Instagram-Profil gewachsen.

Wie viel Zeit investierst du in die Fotografie?

In meiner Freizeit gehe ich pro Monat vier Tage und vier Nächte fotografieren, dazu kommt noch das Bearbeiten der Bilder. Ich habe die Kamera nur dabei, wenn ich explizit fotografieren gehe. Oft breche ich am Samstag um 5 Uhr morgens am Hauptbahnhof auf und schaue, was auf mich zukommt.

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Du fotografierst aber auch beruflich, oder?

Ja, genau. Ich bin bei der Stiftung St. Jakob angestellt. Dort übernehme ich unter anderem die Produktfotografie und sorge zum Beispiel dafür, dass unsere feinen Süssigkeiten gut inszeniert werden. Dennoch könnte ich das Fotografieren wohl nicht zu meinem Vollzeitberuf machen. Als Fotograf ist man oft alleine unterwegs und ich arbeite eben auch sehr gerne in einem Team. Wie ich es mir jetzt eingerichtet habe, ist das quasi der perfekte Ausgleich.

Wie gehst du vor, wenn du ein Produkt fotografierst?

Bei der Produktfotografie ist der Zweck des Bildes vorgegeben. Es gilt, eine möglichst passende Umsetzung für ein Produkt zu finden. Meine persönliche Freiheit ist also nicht so gross. Dafür ist bei dieser Arbeit meine Kreativität gefordert. Ich liebe es, mir zu überlegen, welches Setting für ein bestimmtes Produkt – etwa ein Weihnachtsguetzli oder einen Schoggihasen – das geeignetste ist oder welches Hintergrundbild die Produktpräsentation am besten unterstützt.

«Ich lasse mich spontan von meiner Umgebung inspirieren.»

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Und bei Shootings in der Natur?

Bei der Landschaftsfotografie spaziere ich einfach drauflos und lasse mich spontan von meinem Umgebung inspirieren. Das gibt mir grösstmögliche Freiheit und die Fotos sind ein Zusammenspiel von Umgebung und dem, was in meinem Innern passiert.

Viele deiner Fotos postet du auf Instagram.

Ich betreibe auf Instagram zwei Kanäle. Auf zurichby.ch poste ich nur Bilder aus Zürich und auf einfach_schweizer solche aus dem ganzen Land. Ich sehe mir auch gerne Profile von anderen Fotograf*innen an – einerseits, um mich inspirieren zu lassen, und anderseits, um dranzubleiben, was alles Neues geht auf dem Gebiet. So finde ich neue Plattformen wie Tik Tok oder Instagram Reel spannend. Ich stelle fest, dass dort das kurze Bewegtbild stark im Kommen ist. Das ist ein Trend, den ich gerne ausprobieren möchte.

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Was hast du für die Zukunft geplant?

Mein aktuelles Projekt dreht sich ebenfalls um etwas, wo man sagen würde: «Typisch Zürich». Das Tram. Es soll mir Gelegenheit geben, neben der Landschaftsfotografie auch mal Porträts in meine Arbeit zu integrieren. So will ich mich thematisch von den Tramlinien leiten lassen. Wie bei «12 Kreise – 12 Monate» geben sie mir einen Rahmen vor, in dem ich meiner Inspiration freien Lauf lassen kann – mein Rahmen sind dann quasi die Tramschienen, denen ich entlanglaufe. Parallel dazu will ich mich neu auch verstärkt dem Filmen widmen. Ich bin immer auf der Suche nach Neuem. Was in der Vergangenheit passiert ist, kann man nicht ändern – die Zukunft interessiert mich.

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Name: Walter Schweizer
Geboren: 1980
Aus: Zürich Unterland
Fotograf: seit 2000
Kamera: Sony Alpha 7 III
Objektiv: Sony 20 mm
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