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Zürich-Fotograf und Drohnen-Aficionado Simon Wicht

Ihre Fotos von Zürich gehen auf Social Media um die Welt. Wer sind diese Fotograf:innen? Was treibt sie an? In unserer Serie drehen wir die Kamera um. Heute im Fokus: Simon Wicht, der seit 2018 mit seiner Dohne in die Höhe steigt und Top-down-Bilder zu seiner Spezialität gemacht hat.

Simon, wie bist du zur Fotografie – genauer gesagt zur Drohnenfotografie – gekommen?

Angefangen habe ich 2018. Das Thema Drohnen interessierte mich, also habe ich mir aus einer Laune heraus eine kleine DJI-Drohne gekauft. Ich wollte schauen, ob das was für mich sein könnte, ob es mir Spass macht. Und seit dem Moment, in dem ich das erste Mal losflog, bin ich begeistert vom Gefühl. Mit meinem 13. Monatslohn habe ich mir noch im selben Jahr eine DJI Mavic 2 Pro gekauft und angefangen, damit seriös Drohnenaufnahmen zu machen. Auch andere Hobbys ordnete ich der Fotografie unter.

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«Dann kam die Drohne und ich war neu verliebt.»

Welche anderen Hobbys?

Ich habe jahrelang Musik gemacht. Mit 15 habe ich die Gitarre für mich entdeckt, in meinen Zwanzigern habe ich dann begonnen, Techno-Musik zu mixen und später auch zu produzieren. Während über zwölf Jahren war Musik der Weg für mich, meine Kreativität auszuleben. Dann kam die Drohne und ich war neu verliebt.

Wie ging es weiter?

Seit 2018 fotografiere ich mit meiner Drohne und wurde dabei immer professioneller. Ich habe mehr und mehr Aufträge erhalten und wollte eigentlich Anfang 2020 auch ein Unternehmen gründen, da die Nachfrage nach meinen Bildern extrem hoch war. Doch dann kam Corona und ganz viele hatten kein Geld mehr. Also ist das Projekt «eigene Firma» fürs Erste auf Eis gelegt. Ich hoffe, dass ich nach Corona aber voll durchstarten kann.

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Auf deiner Instagram-Seite findet man auch viele Drohnenbilder von Zürich. Lebst du selbst in der Stadt?

Nicht mehr. Ich habe aber sechs Jahre – von 2014 bis 2020 – hier gelebt. Der Liebe wegen bin ich zurück nach Hause in die Romandie gezogen.

Also bist du nur noch selten in Zürich?

Nicht mehr so häufig wie früher. Aber ich versuche, mindestens ein Wochenende im Monat hier zu verbringen – um Freund*innen zu treffen, vor allem aber, um Bilder zu machen. Zürich bietet unglaublich viele schöne Plätze, um gute Fotos zu schiessen. Ich habe über die Jahre eine Art Liebesbeziehung zu dieser Stadt entwickelt.

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Was sind deine Lieblingsorte für Drohnenaufnahmen?

Ich bin sehr offen, was meine Motivwahl betrifft. Wichtig ist mir vor allem, dass ich das Treiben der Menschen zeige. Egal ob es jetzt ein Schiff auf dem Zürisee, eine belebte Tramstation, ein Quartierfest oder eine glitzernde Badi ist. Von oben gesehen schaut die Welt gleich noch viel interessanter aus. Und das möchte ich mit meinen Bildern zeigen.

«Im Ausland sind die Regeln um einiges strenger.»

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Du hast das Quartierfest genannt. Wie streng sind die Regeln für Drohnenaufnahmen in der Schweiz?

Natürlich muss ich immer einen gewissen Sicherheitsabstand einhalten. Und das ist auch gut und richtig. Trotzdem hat man auch in der Stadt die Möglichkeit, super Fotos zu machen, ohne gegen irgendwelche Gesetze zu verstossen. Im Ausland sind die Regeln um einiges strenger.

«Sehr viele Orte sind Flugverbotszone, die Strafen bei Verstössen sind hoch.»

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Inwiefern?

Ich fahre zum Beispiel in den nächsten Wochen nach Korsika und habe meine Drohne natürlich mit dabei. Doch um fliegen zu dürfen, muss man unzählige Bewilligungen einholen. Sehr viele Orte sind Flugverbotszone, die Strafen bei Verstössen sind hoch. In der Schweiz ist das um einiges lockerer. Es gab zwar einen Gesetzesvorschlag, um die Regeln zu verschärfen, dieser wurde aber in letzter Sekunde abgelehnt.

Für dich als Drohnenfotograf vermutlich ein Segen?

Jein. Natürlich ist es angenehm, dass man hier an den meisten Orten problemlos fliegen kann. Anderseits wäre eine Art Lizenz sicherlich keine schlechte Idee. Mit einer solchen könnte ich beweisen, dass ich mein Handwerk auch wirklich beherrsche, dass ich die Regeln kenne und mich daran halte. Auch im Ausland könnte ich so den Behörden zeigen, dass ich im Auftrag von Kund*innen fliege und Bilder mache, es also meine Arbeit ist.

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Hast du jemals schlechte Erfahrungen gemacht, als du hier in der Schweiz mit deiner Drohne losgeflogen bist?

So richtig schlechte bisher zum Glück nicht. Trotzdem gibt es manchmal böse Blicke oder hässige Kommentare. Ich liebe es zum Beispiel, Sonnenaufgänge in den Bergen zu fotografieren. Und natürlich gibt es da so manche Wanderer*innen, die das stört. Sobald ich den Leuten aber zeige, was ich auf dem Bildschirm sehen kann und wie toll das von da oben aussieht, sind sie begeistert. Ich lasse mir dann meistens die E-Mail-Adresse geben und schicke denen die Bilder. Sobald man den Menschen erklärt, was die Drohnenfotografie ist und dass sie erlaubt ist, zeigen sie auch Verständnis.

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Ein Kritikpunkt, der gerne genannt wird, ist der Lärm, der von Drohnen ausgeht. Wie siehst du das?

Das kann ich nur bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen. Nehmen wir Zürich als Beispiel: Keiner beschwert sich hier über die Flugzeuge, die über die Stadt fliegen, die Trams oder den Verkehr. An diesen Lärm hat man sich gewöhnt. Das Summen der Drohne ist natürlich etwas neu, aber niemals so laut wie der übrige Verkehr. Ausserdem bin ich entweder nur für einige Minuten in der Luft oder schon so hoch, dass man die Drohne kaum mehr sieht, geschweige denn ihr Summen hört.

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Du fliegst mit einer DJI Mavic 2 Pro. Bist du zufrieden damit?

Ja, sehr zufrieden. Ich warte sehnsüchtig auf die Mavic 3 Pro. Alle anderen Drohnenanbieter interessieren mich nicht so wirklich. Ich habe das Gefühl, alle wollen ihre Drohnen nur noch kleiner machen. Ich aber mag eine gewisse Grösse. Das hilft der Drohne, im Wind, der oft in solchen Höhen herrscht, stabiler zu fliegen.

Was würdest du angehenden Drohnenpilot*innen empfehlen?

Ich denke, das Allerwichtigste ist die Vorbereitung für den Drohnenflug. Man muss genau wissen, was man wie fotografieren will. Und das, bevor man überhaupt losfliegt. Ich nutze hierfür einfache Tools wie etwa Google Maps oder andere Satellitenbilder. Wenn man einmal losfliegt, dann muss man konzentriert sein, auch weil der Akku nicht ewig hält. Dann heisst es: hoch, Fotos machen und wieder runter.

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Name: Simon Wicht
Geboren: 10.3.1990
Wohnhaft: Vevey
Fotograf seit: 2018
Kamera: DJI Mavic 2 Pro
Objektiv: Hasselblad F2.8 28 mm
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