Endstation | Stadt & Geschichte

Wo Zürich internationale Reporter:innen überrascht

Text & Fotos: Ueli Abt

An der Endstation Schützenhaus Höngg der Buslinie 38 trainieren junge und alte Schütz*innen, aber auch andere Sportler*innen. Doch selbst wenn es immer wieder knallt: An diesem Stadtrand bleibt alles friedlich.

Fünf Schiessplätze gibt es nach Angaben der Stadt derzeit, so etwa in Schwamendingen, Seebach und Albisrieden. Jener im Albisgüetli, wo auch regelmässig Volksfeste und Parteiversammlungen stattfinden, dürfte der bekannteste sein. Doch es waren einst noch mehr Schiessanlagen: Auf der Allmend Fluntern erinnert heute immerhin noch ein «Kugelfang-Weg» an den dort inzwischen verschwundenen Schiessstand. Im Quartier Friesenberg unweit der Haltestelle Zielweg dämmert ein stillgelegter Schiessplatz vor sich hin.

image

Anzeige

Der Schiessplatz bei der Endstation Schützenhaus Höngg gehört zu jenen fünf Zürcher Anlagen, die in Betrieb sind. 300 Meter Gewehr, 50 und 25 Meter Pistole, die olympischen Disziplinen 50 Kleinkalibergewehr, 10 Meter Luftgewehr und Luftpistole – Schütz*innen finden hier das volle Programm. Mitglieder aus acht verschiedenen Vereinen schiessen auf die Scheiben des heutigen Schiesssportzentrums Hönggerberg.

Hier hat man einen prächtigen Blick auf die Stadt.

image
image

Bis heute gilt Schiessen auch als ein Landesverteidigungs-Ding. 1843 erhielt die Schützengenossenschaft denn auch Geld aus der Militärkasse des Bundes, um ein neues Schützenhaus zu bauen. Die eigentliche Schiesstradition auf dem Hönggerberg reicht allerdings sehr weit zurück: Ein erstes Schützenhaus ist 1697 in den Quellen erwähnt.

Für manche Anwohner*innen bedeutet Schiessen einfach nur Lärm. Daraus ergibt sich Zeitungsstoff für Quartiergeschichten. Der Stadtrand hat sich im Verlauf der Zeit noch etwas in Richtung Schiessplatz hin verschoben, was gemäss der Quartierpresse entsprechende Konflikte akzentuiert.

Anzeige

Auf dem Hönggerberg wird seit Jahrhunderten geschossen.

Friedlich, was sonst, ist’s auf dem städtischen Friedhof Hönggerberg. Diesen gibt es seit 1948, im Jahr 2003 kam ein Waldgebiet hinzu, in welchem Angehörige die Asche von Verstorbenen verstreuen können. Der Friedhof ist die zweitletzte Station der Buslinie 38. Eine Weile folgt der Bus der heckenartigen Baumreihe am Friedhofsrand, ehe er, einmal auf dem Plateau angekommen, nach zwei Biegungen und entlang einer Wiese bis zur Endstation gelangt.

image
image

Ohnehin prägt eine Art ländliche Idylle die Umgebung. Der Wald ist nah. Wie Wildtier-Beobachter wissen, tauchen hier auch mal Wildschweine auf. Es gibt Familiengärten. Von der Weide, wo Gras während trockenen und sonnigen Tagen zu Heu wird, hat man einen fast ebenso prächtigen Blick auf die Stadt wie von diversen Aussichtspunkten am Käferberg aus.

Nebst Wiesen gibt es auch Rasen, es werden nicht nur Kugeln abgefeuert, sondern auch Bälle gekickt. Es trainieren Erwachsene und auch der Nachwuchs. «Elterntaxi» kann dann auch mal heissen, dass ein Vater den Sohn mit der Vespa vom Training abholt.

image
image
image

Mehrere Fernsehsender berichteten bereits über den Zürcher Schiessnachwuchs.

Doch auch das Schiesswesen ist nicht den Erwachsenen vorbehalten, wie sich diverse ausländische Fernsehstationen schon wunderten. So filmte etwa NBC International 2018 unter anderem im Schützenhaus Höngg. Während der Bericht suggerierte, dass die USA etwas vom reglementierten Schweizer Umgang mit Waffen lernen könnte, war den Journalisten von Al Jazeera die Schweizer «Gun Culture» offensichtlich etwas weniger geheuer. 2017 war auch schon ein japanisches Fernsehteam im Training eines Jungschützenvereins im Schützenhaus Höngg zu Besuch.

Und wenn man als ein des Japanischen Unkundiger auch nur «Pistoru» - das muss Pistole bedeuten – versteht, scheint es eindeutig: Aus japanischer Sicht ist der unverkrampfte oder auch legere Schweizer Umgang mit Waffen eher kurios.

An der Endhaltestelle Schützenhaus Höngg wird jedenfalls klar: Auch wenn die Schiessstände historisch und geografisch meist ausserhalb lagen - die Schütz*innen sind noch immer mitten unter uns.

Adresse

Endhaltestelle Schützenhaus Höngg
8049 Zürich

Infos

Der 38er-Bus verkehrt zwischen Waidspital und Schützenhaus Höngg. Für diese Strecke benötigt der Bus ungefähr 10 Minuten. Zum Fahrplan geht’s hier.