Powder Room

In ihrer Boutique am Goldbrunnenplatz verkauft Sandra Augsburger Retro-Kleidung von der Bluse bis zum Brautkleid.

Sie ist ein Freigeist: Auf ein Jahrzehnt beschränken will Sandra Augsburger sich nicht. In ihrem Powder Room verkauft sie Kleidung im Stil der 1920er- bis 1970er-Jahre. Ihre Kundinnen fordert Sandra immer wieder dazu auf, etwas Neues auszuprobieren.

Eigentlich hatte Sandra Augsburger einen spezifischen Berufswunsch: Nach vielen Jahren in der Modebranche wollte sie Thanatologin werden, also von Beruf Verstorbene schminken. Die Berufsaussichten sehen in der Schweiz allerdings düster aus. Schminken und Menschen herrichten ist nach wie vor Sandras Job – aber in einem sehr lebendigen Umfeld: Ihr gehört der Powder Room, eine Fashion Boutique im Vintage-Stil.

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Vintage bedeutet im Fall des Powder Rooms: Kleidung und Accessoires im Stil der Zwanziger- bis in die Sechziger- und Siebzigerjahre, und zwar in Form von Reproduktionen: Schnitte und Moden von damals, neu produziert. Die Labels, die Sandra führt, stammen unter anderem aus Schweden, Deutschland, England und Amerika. «Als ich mit dem Laden begann, waren diese Stile eher eine Angelegenheit für spezifische Szenen», erinnert sich Sandra. «Mittlerweile ist Retro-Mode hierzulande etwas stärker verbreitet.»

Die Schnitte sind alt, die Kleider neu.

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Es war im Herbst 2012, als Sandra den Laden am Goldbrunnenplatz eröffnete. Damals war sie schon über ein Jahrzehnt in der Modebranche tätig gewesen, hatte wenige Jahre zuvor ein eigenes Label im Fünfzigerjahre-Stil gegründet und diese Stücke dann auch im Laden verkauft. Auch eine Weiterbildung als Make-up-Artist war Teil ihres Werdegangs – damals noch mit dem bereits erwähnten Ziel des Verstorbenen-Schminkens –, und vor der Ladeneröffnung war sie mit ihrem Label durch diverse Zürcher Clubs getourt. Ab 2012 galt ihr Fokus der Boutique.

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Aber: Es ist eben nicht nur ein Laden. Schmink- und Frisierkurse gehören auch zum Angebot, «nicht nur Vintage, auch modern», erklärt Sandra. Das ist ihr wichtig: dass die Retro-Thematik nicht einschränkt, sondern nach Belieben kombiniert werden kann.

Sandra mag es, wenn Jahrzehnte miteinander vermischt werden.

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«Ich komme nicht von der Szeneseite, sondern von der Mode und dem Design. Ich möchte ein Freigeist bleiben. Wenn eine Kundin spezifisch bei einem Stil, ja einem genauen Jahrzehnt bleiben möchte, freut mich das – aber ebenso, wenn ein Retro-Kleidungsstück mit Modernem kombiniert wird», so die Inhaberin des Powder Rooms. «Oftmals kommen etwa Gäste einer anstehenden Hochzeit zu mir in den Laden, die sich Kleider wünschen, die sie auch nach der Hochzeit noch tragen können.» Nur einmal Motto-Party, dafür sind die Kleidungsstücke des Powder Rooms zu schade.

Auch Bräute werden hier fündig.

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Ein Teil des Sortiments des Powder Rooms hat sich zu einem erfreulichen Selbstläufer entwickelt: Retro-Hochzeitskleider. Oftmals – nicht immer – sind das Brautkleider, die eher kurz sind, bis zur Mitte der Waden reichen. Der Bereich wurde so beliebt, dass ihm mittlerweile ein ganzer Raum innerhalb des 100 Quadratmeter grossen Powder Rooms gewidmet ist. «Das war nicht unbedingt so geplant», schmunzelt Sandra, «aber es scheint eine Nische zu sein, die in der Schweiz Anklang findet.» Der Powder Room hat sogar mal beim Schweizer Wedding Award mitgemacht. Die Fotos für die Bewerbung zeigten zwei Frauen. Der damalige Newcomer Powder Room holte damit den dritten Platz.

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«Ich möchte ein Freigeist bleiben.»

Sandra Augsburger

Aber warum Retro-Mode? Sandra beginnt von den Vintage-Schnitten zu schwärmen. «Bei vielen dieser Kleidungsstücke darf eine Frau Kurven haben. Es ist cool, zu sehen, was passiert, wenn Leute was Neues ausprobieren.» Wenn eine Kundin im Laden ist, ermuntert sie sie manchmal: Probier’s doch mal. Die freien Schultern im Brautkleid. Den eng anliegenden Jupe. Wenn dir nicht wohl ist, ist’s okay. «Aber manchmal siehst du dann, wie es die Person positiv verändert. Wie sie erstaunt ist und sich in einem Kleidungsstück wohlfühlt, von dem sie es nicht gedacht hätte.» Bei solchen Erzählungen hellt sich Sandra Miene auf. Zum Glück ist sie bei den Lebendigen geblieben.

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Adresse

Powder Room
Birmensdorferstrasse 240
8003 Zürich
+41 43 300 45 00
Website

Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag, 12–19 Uhr
Samstag, 11–17 Uhr

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