Chianalea

Volle Töpfe auf dem Tisch und echte italienische Gastfreundschaft: Im Chianalea isst man gemeinsam wie in einer Grossfamilie.

2012 gründeten die zwei Freunde Enrico Pochiero und Francesco Nardi das Restaurant Chianalea im Zürcher Kreis 4. Sowohl Küche als auch Inneneinrichtung sollen die Gäste des Lokals nach Italien bringen – an den Strand, ans Meer und rein in die Küche der Nonna.

An der Wand hängen eine türkis glänzende Motorhaube eines Fiat 500, Fischernetze, ein alter Rettungsring, dazu überall Schwarz-Weiss-Bilder, auf dem Tresen stehen braune Amphoren. Im Restaurant Chianalea von Enrico Pochiero und seinem Geschäftspartner Francesco Nardi entdeckt man beim Blick auf die Inneneinrichtung immer wieder kleine Details. Ein Nudelsieb und eine Käsereibe zum Beispiel, alte Nähmaschinen und Vespa-Helme. Details, die an Enricos Heimat erinnern und die Küche des Chianalea deutlich machen sollen: Italien. Genauer gesagt Kalabrien, die Stiefelspitze im italienischen Süden. Hier wuchs Enrico auf, hier machte er seine Ausbildung zum Koch. Und hier gibt es auch das malerische Fischerdorf Chianalea, das dem Restaurant an der Brauerstrasse 87 seinen Namen gab.

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«Weil mein Essen so gut ankam, beschlossen wir 2012, ein eigenes Restaurant zu gründen.»

«Francesco Nardi, mein heutiger Geschäftspartner, machte häufig in Kalabrien Ferien. Wir lernten uns kennen und wurden gute Freunde», erzählt Enrico. Der Liebe wegen zog Enrico dann 1999 nach Zürich und begann, für Freund*innen und Bekannte kleine Dinner zu organisieren. «Weil das so gut ankam, beschlossen Francesco und ich 2012, ein eigenes Restaurant zu gründen.»

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Die Idee: Einfache und typische Gerichte Kalabriens nach Zürich bringen.

Monatelang legten Enrico und Francesco, aber auch deren Partner*innen, Freund*innen und Verwandte im Chianalea Hand an. «Wir haben praktisch alles selbst gemacht: Boden, Wände, Tresen, Küche», erinnert sich Enrico. Die Idee: Einfache und typische Gerichte Kalabriens nach Zürich bringen. «Meine Küche ist nichts Ausgefallenes. Das Essen soll einfach sein, soll an die Gerichte bei Nonna oder Mamma erinnern und es soll vor allem schmecken», sagt Enrico.

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So gibt es jeden Tag nur eine Handvoll von Menüs. «Heute servieren wir zum Beispiel als Vorspeise ein mariniertes Carpaccio vom Schwertfisch oder einen Salat mit frischem Rucola», weiss Enrico. Als erster Gang folgt dann Pasta mit pikanter Aubergine und einem Pesto aus getrockneten Tomaten oder eine Sauce mit Miesmuscheln und Kichererbsen. Und als Hauptspeise stehen dann ein Wolfsbarschfilet und ein Kalbsschnitzel zur Auswahl. «Mehr nicht. Mit einer solch kleinen Karte kann ich garantieren, dass alles frisch und vor allem saisonal ist. Das ist mir wichtig.» Ausserdem sei es auf diese Weise tatsächlich so wie früher, wie in Enricos Kindheit, als seine Mutter oder Grossmutter jeweils am Morgen auf den Markt ging und das kochte, was gerade tagesfrisch zu kaufen war.

Das Essen kommt im Chianalea in riesigen Pfannen und Töpfen aus der Küche.

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Ausserdem kommt das Essen im Chianalea in der Regel nicht auf Tellern aus der Küche, sondern in riesigen Pfannen und Töpfen. «Wie früher eben, als die Mutter alles auf den Tisch stellte und jeder sich das nahm, was er wollte», erinnert sich Enrico. Das sei nicht nur authentisch, sondern führe auch dazu, dass die Leute bei Tisch wieder mehr miteinander reden. «Ein Reichst-du-mir-bitte-das oder ein Magst-du-noch-ein-wenig sind selten geworden bei Tisch. Das will ich wiederbeleben», erklärt Enrico seine Philosophie.

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Darunter sind Klassiker wie Margherita oder Prosciutto e Funghi, aber auch ausgefallenere Kreationen mit Broccoli und Salsiccia.

Es ist eine Philosophie, die in Zürich oftmals auf verwunderte erste Blicke trifft, dann aber sehr geschätzt wird. «Hier im Chianalea sind alle gleich», so Enrico. «Egal ob teures Gucci-Kleid oder zerzaustes H&M-T-Shirt: Du setzt dich, du bist freundlich miteinander und du geniesst gemeinsam dein Essen. Ganz einfach.» Neben der kleinen Karte gibt es ausserdem immer Pizza aus dem Ofen. «Vor allem die Pizza mit Nduja – einer würzig-pikanten kalabrischen Wurst, die im Ofen fast schon schmilzt – ist ein echter Renner», erzählt Enrico und zeigt auf die schwarze Kreidetafel, auf der die verschiedenen Pizze stehen. Darunter sind Klassiker wie Margherita oder Prosciutto e Funghi, aber auch ausgefallenere Kreationen mit Broccoli, mit Salsiccia oder mit Parmesan, Rucola und Kartoffeln.

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Enrico lebt mittlerweile seit über 20 Jahren in Zürich. «Es ist eine Stadt, die dir sehr viel gibt, die dir aber auch sehr viel nehmen kann», erzählt er. So sei der Abschied von der Familie nicht leicht gewesen. «Meine gesamte Familie wohnt noch in Kalabrien, und auch die italienische Lebensweise fehlt mir sehr», erzählt er. Besonders schwer war es für Enrico, als sein Vater kurz vor der Eröffnung des Chianalea an einem Krebsleiden verstarb. «In jener Zeit erkrankte auch die Mutter meines Geschäftspartners Francesco an Krebs und hat den Kampf nicht gewonnen.» Deshalb gebe es im Chianalea auch eine ganz besondere Stelle im Restaurant: einen kleinen, unscheinbaren Brunnen. «Hier darf sich jeder kostenlos mit Wasser bedienen. Und wer will, kann am Ende des Abends eine kleine Spende dalassen, die wir an die Krebsforschung Schweiz weiterleiten.»

«Man soll sich fühlen wie bei der Nonna.»

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Für Enrico und Francesco ist es wichtig, dass das Chianalea ein Ort ist, wo gute Gespräche mehr zählen als irgendwelche Social-Media-Posts, wo man nicht auf Smartphones schaut, sondern auf volle Teller. «Wo man eine gute Zeit hat, gute Freund*innen trifft, gute Gespräche führt und gutes Essen isst», sagt Enrico. «Wir sind ein kleines Restaurant, maximal 30 Gäste finden hier Platz. Umso familiärer ist die Atmosphäre hier. Man soll sich fühlen wie bei der Nonna.»

Adresse

Chianalea
Brauerstrasse 87
8004 Zürich
+41 43 534 45 17
Website

Öffnungszeiten

Montag, 18–24 Uhr
Dienstag bis Freitag, 11.30–14 Uhr und 18–24 Uhr
Samstag, 18–24 Uhr

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