«Ich entwerfe für unabhängige Frauen»

Du entwirfst seit den Achtzigerjahren Schuhe und seit 21 Jahren führst du einen Laden im Zürcher Oberdorf. Welches ist dein bekanntestes Produkt?

Vermutlich mein Reissverschluss-Schuh, der neben anderen Modellen Teil der Designsammlung des Museums für Gestaltung in Zürich ist. Am weitesten verbreitet sind meine Portemonnaies. Sie sind in einer grossen Farbpalette und neuerdings auch online erhältlich.

Farben spielen bei deinen Designs sowieso immer eine wichtige Rolle, oder?

Ja, sie sind meist der Ausgangspunkt beim Entwerfen der Kollektion. Mittlerweile designe ich auch Handschuhe, Taschen und Foulards. Doch Schuhe sind mein Kerngeschäft geblieben. Zweimal pro Jahr werden etwa zehn neue Modelle produziert. Wegen der Nachhaltigkeit setze ich nicht auf flüchtige Trends und versuche, meine Modelle möglichst zeitlos zu gestalten.

Die Kollektionen für den Frühling sind jetzt im Laden. Was zeichnet sie aus?

Es gibt wie immer eine feminine Linie. Die Schuhe haben einen kleinen Absatz von ungefähr 3,5 Zentimeter, wie zum Beispiel Kitten Heels. Diese Absatzhöhe ist übrigens meine Spezialität. Ich besetze damit eine Nische, weil die meisten Labels entweder ganz flache oder ganz hohe Schuhe verkaufen. Es ist eine gestalterische Herausforderung, Schuhe mit niedrigen Absätzen zu kreieren, die nicht bieder daherkommen.

Und die zweite Linie?

Ich habe zum ersten Mal Outdoor-Schuhe designt. Sie stehen im Kontrast zur urbanen Linie – schliesslich geht niemand mit dem Stöggi in den Wald! Die drei Modelle habe ich auch für mich selbst entwickelt: chic, aber mit Fussbett und solider Vibram-Sohle, für lange Spaziergänge bei jeder Witterung – und natürlich zum Pilzlen! Ich kann die Saison kaum erwarten.

Welche Art Frau hast du im Kopf, wenn du Schuhe designst?

Eine unabhängige, moderne und aufgeschlossene Frau. Das Alter spielt keine Rolle – meine Designs passen in jeden Lebensabschnitt. Viele meiner Kundinnen sind aus Zürich. Meine Schuhe gibt es nur in meinem Laden, an zwei weiteren Adressen in Zürich sowie in Basel zu kaufen. Nebst Touristinnen habe ich auch internationale Stammkundinnen, die jedes Mal, wenn sie in Zürich sind, etwas bei mir kaufen.

Zürcher Modedesignerinnen gibt es einige, Schuhdesignerinnen nur eine – dich. Woran liegt das?

In der Schweiz ist die Schuhindustrie fast gänzlich verschwunden. Nach dem Vorkurs der Kunstgewerbeschule und einer abgebrochenen Grafiklehre habe ich eine Schuhmacherlehre gemacht. Ich wollte meine eigenen Ideen umsetzen.

Wo lässt du deine Schuhe produzieren?

Ich arbeite schon seit Beginn mit ausgezeichneten Manufakturen in Italien zusammen. Auch beim Leder achte ich sehr auf die Qualität. Es stammt aus tierfreundlicher Haltung und wird schonend gegerbt. Das sieht man dem Endprodukt letztlich auch an.