Menschen & Leben

«Angefangen hat alles mit einer durchzechten Partynacht»

Kopfschmerzen, Müdigkeit, leichtes Zittern. Der Morgen nach einer lauten Feiernacht ist oft alles andere als angenehm. Das dachte sich vor Jahren auch Pedro Schmidt, ETH-Abgänger und Pharmazeut. Also machte er sich daran, ein Mittel zu entwickeln, das dem Kater den Garaus macht. Ein Gespräch über jahrelange Forschung, Prototypen, Finanzierungsrunden im Millionenbereich und Profisportler*innen.

Pedro, wann kam dir die Idee zur Entwicklung von Kaex?

Es war das Jahr 2011 und ich befand mich kurz vor Abschluss meines ETH-Studiums in pharmazeutischen Wissenschaften, als ich mit einer Gruppe Freunde ein Party-Wochenende in Köln verbrachte. Am Morgen nach der ersten Partynacht gingen wir in eine dieser riesigen Drogeriefilialen und ich suchte vergeblich nach einem Mittel, das meinen Zustand ganz spezifisch verbessern sollte. Trotz der über 1000 Gesundheitsprodukte fand sich nicht eines, das meinen Körper wieder «aufpäppeln» konnte. Klar, es gab Schmerzmittel, die kurzzeitig Linderung verschaffen können, aber es ging mir darum, meinem Körper etwas Gutes zu tun und die Reserven wieder aufzufüllen. In der Not packte ich die «no brainer»-Substanzen in einen Einkaufskorb, also ein isotonisches Getränk und Multivitamine. Das war quasi der allererste Prototyp, wenn man so möchte.

Wann hast du mit dem Tüfteln am Produkt begonnen und wer hat dir dabei geholfen?

Zurück in der Schweiz angekommen, hat mich der Gedanke – aber vor allem die wissenschaftliche Neugier – nicht losgelassen. Was benötigt der Körper genau für Substanzen beim Alkoholmetabolismus, was passiert in der Leber, im Gehirn, im Magen, in den Muskeln? An der ETH und später als Angestellter in der Pharmaindustrie hatte ich Zugang zu allen wissenschaftlichen Publikationen und so habe ich angefangen, mich einzulesen. Diese Forschungs- und Entwicklungsphase dauerte vier Jahre, bis ich dann einen richtigen Prototypen, der auf die Vielzahl der metabolischen Vorgänge eingeht, beisammen hatte. Ich konnte ca. 30 Kolleg*innen überzeugen, diesen Prototypen zu testen – was nicht viel Überzeugungskraft benötigte ,– und bat sie, jeweils auch einen Fragebogen auszufüllen. Zu dem Zeitpunkt war ich noch in der Pharma angestellt und wusste: Falls die Resultate gut sind, dann würde ich die Idee mit meinen Ersparnissen weiterziehen, was schnell sehr teuer werden würde. Darum war es mir besonders wichtig, dass sie so kritisch und skeptisch wie möglich blieben, was ich auch stark betont hatte. Die Resultate fielen aber trotzdem sehr positiv aus – was sich ja auch mit meinen eigenen Erfahrungen deckte.

«Sobald der Alkohol abgebaut wurde, ist die euphorische Wirkung natürlich weg und zurück bleibt der Schaden für den Körper.»

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Wie schwierig war der Weg vom Start-up-Gedanken bis hin zum erfolgreichen Unternehmen?

Ich habe mich im Januar 2016, basierend auf den Prototypen, selbstständig gemacht und zunächst noch fast ein Jahr lang weitergeforscht und am finalen Produkt gefeilt, das dann weltweit zum Patent angemeldet wurde. Ab diesem Zeitpunkt – also Ende 2016 – fing der Businessteil an: Businessplan schreiben, Investoren überzeugen, geplante Ziele realisieren und basierend auf der Firmenentwicklung wieder neue Pläne schmieden, neue Investoren suchen. Neun von zehn Start-ups gehen in den ersten fünf Jahren Konkurs, da sie es entweder nicht schaffen, Investoren zu überzeugen, oder ihre versprochenen Ziele nicht erreichen. Wir sind mittlerweile sechs Jahre tätig und haben jetzt fünf Finanzierungsrunden erfolgreich abgeschlossen und damit über 10 Millionen Franken geraised. Das ist nicht selbstverständlich, denn dabei mussten wir extreme Hindernisse überleben, wie einen sechsmonatigen Lockdown, in dem Bars und Clubs geschlossen blieben.

Wie genau wirkt Kaex? Könntest du das für einen Laien erklären?

Kaex wird nach der Partynacht, aber – sehr wichtig – vor dem Schlafengehen eingenommen und unterstützt den Körper, sich besonders effizient zu regenerieren. Der Alkohol hat eine gewisse gewünschte Wirkung, wie den euphorischen Zustand, aber gleichzeitig ist es ein Zellgift, das allerlei Schäden anrichtet. Sobald der Alkohol abgebaut wurde, ist die euphorische Wirkung natürlich weg und zurück bleibt der Schaden, weshalb man sich so mies fühlt am nächsten Tag. Der Körper hat eigene Mechanismen und Prozesse, diese Schäden zu «reparieren». Es kann 12 bis 48 Stunden dauern, bis man sich wieder «normal» fühlt. Vereinfacht kann man sagen, dass Kaex jene Biostoffe zur Verfügung stellt, die der Körper benötigt, um den Normalzustand so schnell wie möglich wiederherzustellen.

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Was unterscheidet es von anderen Mitteln?

Natürlich enthält Kaex – wie sein Urvater – nach wie vor die «no brainer»-Substanzen wie Elektrolyten und Vitamine. Während der rund fünfjährigen Forschung wurden natürlich aber noch viel wichtigere Substanzen entdeckt, die helfen, die Übersäuerung zu reduzieren, die Psyche zu stabilisieren, die Leberfunktionen zu maximieren und vieles mehr. Das ist ein erheblicher wissenschaftlicher Vorsprung, der auch patentiert ist.

Kaex hilft nicht nur nach dem Alkohol, sondern auch nach dem Sport. Weshalb?

Mit der Beliebtheit von Kaex haben immer mehr Sportler*innen die regenerativen Effekte auch nach intensiven Trainingseinheiten entdeckt und uns darauf aufmerksam gemacht. Als ein Profi-Athlet danach fragte, ob Kaex auf der Dopingliste stünde, denn er nehme es nach jedem Training und möchte es auch im Wettkampf einsetzen, haben wir die Wirkung auch nach dem Sport untersucht und festgestellt, dass sehr viele Prozesse extrem ähnlich ablaufen, wie die Übersäuerung der Muskeln, die Dehydration, die Blutzuckerregulation, die erhöhten Stresshormone, die verringerte Schlafqualität. Darum funktioniert Kaex – zwar unbeabsichtigt, aber trotzdem hocheffizient – auch zur Regeneration nach dem Sport. Heute kooperieren wir mit sieben Bundesliga Clubs und dem FC Zürich als «offizielle Supplier und Sponsoren», über 100 Profi-Athlet*innen, darunter auch einige Tokio-Olympionik*innen, Ariella Käslin und viele mehr.

«Wir werden in neue Regionen expandieren:USA, Grossbritannien, Russland.»

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Wo ist Kaex überall zu haben? In welchen Ländern?

In der Schweiz ist Kaex mittlerweile fast allgegenwärtig und im Coop, Coop pronto, Migros, allen Apotheken und bei Decathlon erhältlich, und falls es schnell gehen soll, auch bei stash. Momentan läuft eine Aktion mit kkiosk, avec und Lidl. Wir sind mittlerweile sehr erfolgreich auch in Österreich, wo wir in der grössten Drogeriekette, der «Bipa», im Regal stehen, sowie in Deutschland bei Edeka, Rewe, Gorillas und vielen mehr. In Deutschland explodieren die Verkaufszahlen und wir wachsen quartalsweise im hohen dreistelligen Prozentbereich.

Was sind die Pläne für die Zukunft?

Basierend auf den sehr deutlichen Erfolg von Kaex in der Schweiz und dem sehr schnellen Marktwachstum in Deutschland wird 2022 das Kaex-Jahr schlechthin. Wir werden in neue Regionen expandieren – USA, Grossbritannien, Russland – und damit den Schritt zur globalen Marke machen.