«Ich musste die Geschichte nicht erfinden»
Die gebürtige Ukrainerin Julia Peters hat ein persönliches Buch über den Krieg in ihrer Heimat geschrieben. Wir haben die Journalistin und Influencerin zum Interview getroffen.
Worum geht es in deinem Buch?
Julia Peters: Mein Buch handelt von drei ukrainischen Frauen, die wegen des Krieges aus der Ukraine fliehen mussten. Sie werden von einer ukrainischen Frau empfangen, die bereits seit vielen Jahren in Zürich lebt. Zusammen erleben sie viele schwierige Situationen und finden allmählich ihren Platz in einem neuen Leben. Im Zuge dessen bringen die Frauen grosse Opfer. Ausserdem beschreibt das Buch die Prozesse der Gründung eines wohltätigen Vereins und erzählt von den Motiven der Helfenden – die Themen sind also sehr vielfältig.
«Letztes Jahr wurde mein Leben komplett auf den Kopf gestellt.»
Wie ist dein Buch entstanden? Warum hast du es geschrieben?
Alles ist einfach irgendwie «passiert». Selbst der Titel des Buches ist quasi «von oben» zu mir gekommen – ich dachte eines Tages einen Moment lang darüber nach, und da wusste ich plötzlich, dass es «Three Little Birds Burning in the Flames of War» sein wird. Alles war so natürlich, so selbsterklärend! Zudem musste ich die Geschichte nicht erfinden – ich habe einfach meine Erlebnisse aufgeschrieben und ein wenig angepasst, um sie leichter lesbar zu machen. Ich habe bereits früher Bücher herausgegeben, aber ab 2015 gab es keine Themen mehr, die mich inspiriert haben. Ich habe dann mehrere Projekte realisiert, eine Expat Community gegründet und bin zu einer Instagram-Influencerin geworden ... Doch letztes Jahr wurde mein Leben komplett auf den Kopf gestellt. Natürlich waren der Krieg und alle dazugehörigen Erlebnisse sehr traumatisierend, und so ist das Buch auch eine Art Selbsttherapie – ich musste all das Geschehene bearbeiten, ordnen und mit anderen Augen anschauen. Meiner Meinung nach hat es gut funktioniert.
Wer ist deine Ziel-Leserschaft?
Die Geschichte ist universell. Einerseits möchte ich die Schweizer:innen ansprechen und erzählen, wie sich Flüchtlinge wirklich fühlen, warum sie ihr Land verlassen und wie sie danach leben. Anderseits möchte ich die Expats erreichen – meine ausländischen Freund:innen aus der ganzen Welt haben mich von Beginn an unterstützt und ich bin ihnen dafür sehr dankbar. Und natürlich finden auch Ukrainer:innen das Buch interessant. Sie haben Ähnliches erlebt und alles rund um den Krieg berührt sie. Übrigens, ich habe auch Leser:innen aus Russland – sie haben mir ganz gute Bewertungen gegeben.
«Das Buch stellt meine Familie und meine Freund:innen vor.»
Warum hast du dein Buch auf Englisch geschrieben?
Ich wohne seit vierzehn Jahren im deutschsprachigen Raum, aber ich fühle mich immer noch nicht bereit, auf Deutsch zu schreiben. Die kleine Perfektionistin in mir hat es verweigert. Nun bin ich daran, mein Buch von einem Verlag übersetzen und publizieren zu lassen.
Wie ehrlich ist das Buch?
Extrem ehrlich! Ich konnte es nicht anders machen. Vieles hat sich selbst ergeben und ich musste nur die entsprechenden Notizen machen. Das Buch stellt meine Familie und meine Freund:innen vor.
Warum «drei kleine Vögel» («Three Little Birds»)? Weshalb hast du Phoenix als Hauptsymbol des Buches benutzt?
Die drei Hauptpersonen erinnern mich an drei kleine Vögel, die vernichtet wurden und sich als Phoenix neu erfunden haben. Dieses Symbol wird in der Literatur und Kunst oft verwendet, und hier passt es besser als sonst irgendwo: Im Krieg verlieren die Menschen alles, was sie vorher gekannt und gehabt haben, und ein Neuanfang braucht sehr viel Kraft, wenn man von null auf beginnen und sich quasi aus der Asche neu erfinden muss.
Ist eine Fortsetzung geplant?
Eigentlich schon. Während der Arbeit in meinem Verein «Good Friends for Ukraine» habe ich so viel gesehen und gehört, von so vielen tragischen Schicksalen erfahren. Aber ich muss mir noch überlegen, wie ich alles zusammenfassen soll. Ich bin zurzeit mit internationalen Präsentationen beschäftigt. Auch ukrainische und deutsche Versionen des Buches werden vorbereitet. Und, wer weiss, es kann sein, dass das Buch verfilmt wird. Unsere Lesetour durch die Schweiz stiess auf sehr grosses Interesse, das freut mich sehr.
Allgemeine Informationen
Ein Buch, das wirklich hilft!
Es waren einmal drei ukrainische Frauen: eine erfolgreiche, die bereits vor vielen Jahren in die Schweiz gezogen ist, eine sesshafte, die ihr Zuhause über alles liebt, und eine bescheidene, die stets im Schatten anderer stand. Ihr Leben wurde durch den Krieg aus der Bahn geworfen und alles, was sie kannten, ist dessen Flammen zum Opfer gefallen. Nun müssen sich diese Frauen in Zürich zusammenfinden und wagen durch zahlreiche Irrungen und Wirrungen einen Neuanfang.
Geschrieben von Julia Peters
Geboren 1983 in Odessa, lebt in Zürich (Schweiz). Journalistin, Eventplanerin und Instagram-Influencerin. Präsidentin des Vereins «Good Friends for Ukraine».
«Three Little Birds Burning in the Flames of War» hat wichtige Ziele:
- Es schärft das Bewusstsein für die Herausforderungen von Flüchtlingen.
- Es hilft den Leser:innen, die ukrainische Seele zu verstehen und den Flüchtlingen emotional näherzukommen.
- Die Einnahmen aus dem Verkauf werden verwendet, um aus der Ukraine geflüchteten Künstler:innen zu helfen.
Das Buch wurde bisher auf «SRF» (Gesichter & Geschichten), «TeleZüri», «AKTIV RADIO», in der «SonntagsZeitung», im «Tages-Anzeiger», in der «Basler Zeitung», in der «Berner Zeitung», in der «Unterland Zeitung» und im «Rümlanger» vorgestellt.
Unsere Leser:innen stammen aus der Schweiz, Deutschland, England, Portugal, der Ukraine, Russland, Polen, Bulgarien, Rumänien, Indien, Italien und weiteren Ländern. Das sagen sie dazu: