Kultur & Nachtleben

Von der Strasse in die Maag Halle

Text: Eva Hediger

Bei «Break The Tango» treffen Breakdancer auf Tangotänzerinnen. Funktioniert das? Ja, findet Choreograf und Tänzer Björn Meier. Er hat sich mit elf Jahren die ersten Breakdance-Moves selbst beigebracht und die Szene seither nicht mehr verlassen – trotz Schwierigkeiten und Gespött.

Björn Meier sitzt im Backstage-Bereich der Maag Halle. Bis vor wenigen Minuten hat er mit einer internationalen Gruppe für die kommenden Aufführungen von «Break The Tango» geprobt. Die Show verbindet Tango mit Breakdance. Dass das ein gewagter Mix ist, weiss Björn, den viele nur unter dem Kurznamen Buz kennen. Der Zürcher hat die Choreografien der Show miterarbeitet und sagt: «Ich ziehe den Hut vor der Maag. Es war sehr mutig von ihr, eine Show wie ‹Break The Tango› zu unterstützen.» Mitte der Zehnerjahre hatten der Schweizer Musical-Macher Darko Soolfrank und der argentinische Choreograf und Tango-Weltmeister German Cornejo die Idee für «Break The Tango». Die Kombination der beiden Tanzstile kam auch bei der Masse an. Nur ein Jahr nach der Premiere in der Maag Halle in Zürich 2016 tourte «Break The Tango» durch die ganze Welt.

Die Kombination der beiden Tanzstile kam auch bei der Masse an.

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«Die Show spricht fast alle an», erklärt Björn den riesigen Erfolg. Kinder staunen über die Stunt-artigen Einlagen der Breakdancer, während die Omas sich über die klassischen Tango-Elemente freuen. Dazu läuft zeitgenössische Musik, die viele vom Radio her kennen: Eine fünfköpfige Live-Band interpretiert Songs von Adele bis Beyoncé – aber auch Elektro-Tango-Songs der spanisch-argentinischen Gruppe Otros Aires.

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Björn ist Profi-Breakdancer: Er erarbeitet für verschiedene Kompanien, Häuser und Shows Choreografien. Zudem betreibt er eine eigene Breakdance-Schule, gibt aber auch in Gefängnissen oder Psychiatrien Workshops. Regelmässig tritt er selbst auf oder nimmt an Wettkämpfen teil. «Ich habe bereits als Kind wahnsinnig gerne getanzt und mich viel bewegt», erzählt Björn. Mitte der Achtzigerjahre entdeckte er als junger Bub den Breakdance. Damals erlebte der Tanzstil einen richtigen Hype, doch dieser flachte bald wieder ab. «Das war mir aber egal», meint Björn. Für ihn war Breakdance mehr als ein Trend. Bereits als Elfjähriger brachte er sich die ersten Breakdance-Schritte selbst bei. Als Teenager suchte er die wenigen noch verbliebenen Gleichgesinnten. «Wir waren eine kleine Gruppe von Besessenen», erinnert er sich. Björn und die anderen Breakdancer stiessen bei vielen auf Unverständnis: «Der Tanz war für die meisten halt einfach vorbei», so Björn. «Es war für sie vermutlich so, wie wenn heute noch jemand den Gangnam Style aufführen würde.»

Ende der Neunziger wurde Breakdance dann erneut populär. «Der Tanz tauchte plötzlich wieder in Werbungen und Filmen auf», so Björn. Auch Hip-Hop wurde beliebt – und ist es bis heute geblieben. «Früher fand man in Zürich kaum solche Musik. Heute ist sie allgegenwärtig», berichtet er. Obwohl in Zürich kaum etwas an die amerikanischen Grossstadt-Ghettos erinnert, in denen Rap und später Breakdance entstanden: «Die Kids dort wollten sich bewegen und Spass haben, hatten aber kein Geld für Boxclubs oder Ähnliches», weiss Björn. Deshalb begannen sie, zu tanzen – und verdienten mit ihren Streetshows bald Geld. Noch heute treten Breakdancer auf der Strasse auf. «Dabei zählt vor allem die Akrobatik und weniger das tänzerische Können», erklärt Björn. «Die Leute sind begeistert, wenn sie sehen, wie sich jemand auf dem Kopf dreht.» Dass weniger spektakulär aussehende Moves oft schwieriger seien, realisiere das Publikum häufig nicht.

«Breakdancer werden als Tänzer geboren.»

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Bilder: René Tanner

Anders als andere Tanzformen kann Breakdance an keiner Akademie gelernt werden. Das findet Björn gut. «Breakdancer werden als Tänzer geboren», sagt er und führt aus: «Sie gehen einfach ihren eigenen Weg. Eine klassische Ausbildung brauchen sie deshalb gar nicht.» Sie eignen sich ihr Können selbst und in Gruppen an. In Battles stellen sie sich regelmässig der Konkurrenz. «Ich weiss immer, wer gerade an der Spitze steht», sagt Björn. Er verfolgt die Szene genau und lernt über Youtube sowie befreundete Tänzer immer wieder neue Talente kennen.

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Mit seinen 46 Jahren ist Björn mittlerweile der zweitälteste Breakdancer der Schweiz. Beim Tanzen merke er sein Alter nicht, sagt der Zürcher und gibt aber zu: «Ich muss schon mehr Erhaltungstraining machen.» Zwei Mal wöchentlich praktiziert er zudem Yoga. Das erdet ihn. Denn nach über dreissig Jahren im männerlastigen Breakdance-Business weiss er: «Es kann manchmal auch ein Ego-Tanz sein.»

Adresse

Maag Halle
Hardstrasse 219
8005 Zürich
+41 44 444 26 26
Website

Infos

Vom Dienstag, 22. Oktober, bis Mittwoch, 6. November, wird in der Maag Halle «Break The Tango» aufgeführt. Tickets sind ab 60 Franken erhältlich. Mit dem hellozurichPass erhältst du 20 Prozent Rabatt auf die Ticketpreise.