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Ein Hangover-Selbstversuch

Die Zeit, in der ich Alkohol locker vertragen habe, ist längst vorbei. Der Hangover am Tag danach wird mit jedem Jahr gnadenloser: höchste Zeit für einen Selbstversuch mit dem Anti-Kater-Mittel von einem Zürcher Start-up.

Ein Zeichen dafür, dass die unbeschwerten Studentenjahre nun endgültig hinter mir liegen, ist unter anderem die Tatsache, dass ich Alkohol nicht mehr so gut vertrage wie früher. Was ich mit 20 Jahren noch locker wegsteckte, endet heute in der Regel mit einem brummenden Schädel, einem zittrigen Sonntag mit Früchtetee auf der Couch und mindestens drei Tagen Regeneration. Ein paar Gläser zu viel wollen überdacht sein. Vor allem, wenn am nächsten Tag die Arbeit ruft, trete ich beim Apéro mit Freunden lieber mal auf die Promillebremse und bestelle statt der nächsten Stange doch lieber eine Apfelschorle.

«Das Mittel verspricht mir das zurückzugeben, was ich irgendwo zwischen Gin Tonics, Basil Smash und Moscow Mules verloren habe.»

Das Trinken – so scheint es – ist ein Spiel für die Jüngeren. Doch weil ich das nur ungern einsehe, versuche ich es immer mal wieder mit Anti-Kater-Massnahmen: ein Liter Mineralwasser vor dem Schlafengehen, ein fettiger Burger, um den Alkohol im Magen aufzusaugen, oder ein Bananen-Milch-Shake am Morgen danach. Ausprobiert habe ich vieles, geholfen hat das meiste nur wenig.

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Kürzlich empfahl mir eine Arbeitskollegin ein Mittel der Marke Kaex. Hergestellt im Unternehmen eines ehemaligen ETH-Studenten aus Zürich, wird Kaex als der Cadillac unter den Hangover-Mitteln angepriesen. Das Start-up aus meiner Stadt verspricht mir das zurückzugeben, was ich am Abend davor irgendwo zwischen Gin Tonics, Basil Smash und Moscow Mules verloren habe: Magnesium, Zink, Calcium – und Energie.

In der Apotheke um die Ecke deckte ich mich also mit Kaex Basic und Kaex Dolo ein: Der Selbstversuch konnte beginnen. Weil dieser den Genuss von alkoholischen Getränken versprach, war es nicht allzu schwer, meinen empirischen Forschergeist zu wecken. Und da am Wochenende eine Familienfeier anstand und solche normalerweise ohne Alkohol sowieso nur sehr schwer zu ertragen sind, schien es, ich könnte gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.

«Ich war zwar weniger betrunken als in den wilden Partynächten vor zehn Jahren. Dennoch würde am Folgetag pünktlich der Kater einsetzen.»

Gesagt, getan. Der Abend nahm seinen Lauf und Grossmutters Blick beim nächsten Glas Rotwein konnte ich lässig mit einem «Das ist ein reiner Selbstversuch» abtun. Gegen Mitternacht neigte sich das Fest dem Ende zu. Dass ich über den Durst getrunken hatte, war mir bewusst. Ich war zwar weniger betrunken als in den wilden Partynächten vor zehn Jahren. Dennoch würde am Folgetag pünktlich der Kater einsetzen. Dröhnender Schädel, Müdigkeit und – typisch für meinen Tag danach – schmerzende Muskeln und Glieder.

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In Grossmutters Küche zückte ich meine vermeintliche Geheimwaffe. Einmal Kaex Basic im Wasser auflösen und dazu die Kaex-Dolo-Tablette. Hier muss ich festhalten: Ein volles Glas schaumig-schwefeliges Wasser mit Zitronengeschmack schmeckt nach so einem Abend nicht so toll. Doch das schien mir ein geringer Preis für die Chance auf einen katerfreien Tag.

Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, fühlte ich mich – so viel vorweg – sicherlich nicht wie neugeboren. Das Mittel hatte mich nicht über Nacht in einen feierwütigen 18-Jährigen verwandelt, dem der Alkohol nichts anhaben kann. Dass ich am Vorabend getrunken hatte, spürte ich. Mir fehlte der Schlaf und die Trinkfestigkeit von früher.

«Danach ging’s an den See – mit meinem Hund, der an diesen Katertagen bisher der Leidtragende gewesen war.»

Nichtdestotrotz ging es mir besser, als ich erwartet hatte: keine spröden, trockenen Lippen, kein pochendes Kopfweh und vor allem keine Glieder- oder Muskelschmerzen. Ich fühlte mich insgesamt frischer. Anstatt stundenlang im Bett zu dösen, konnte ich aufstehen und genoss mein Frühstück. Vor allem aber sorgten die Mittel dafür, dass ich munterer war, nicht auf der Couch dahinvegetierte und mich nicht mit «Nie wieder» aufs Neue selbst belügen musste.

Danach ging’s an den See – mit meinem Hund, der an diesen Katertagen bisher der Leidtragende gewesen war. Schliesslich habe ich den Sonntagabend noch mit Freunden im Park ausklingen lassen. Und dabei sogar ein kleines Bier getrunken. Wohl bekomm’s!