Menschen & Leben | Shop local

«Tsüri» und nicht «Züri»

Unter der Marke Tsüri produziert Christian Heusser mittlerweile Saucen, Öle und sogar Schokolade. Ein Gespräch mit dem gebürtigen Berliner darüber, wie seine Kreationen entstehen und weshalb es manchmal ungläubige Blicke gibt, wenn er seine Tsüri-Produkte vorstellt.

Christian, wie kam es zur Gründung von Tsüri?

Begonnen hat alles mit meiner ersten Kreation, der «Tsüri Sauce Nr. 1». Ich bin gelernter Koch und habe vorher sowohl in Restaurants als auch in der Cateringbranche in Zürich gearbeitet. 2016 habe ich dann mit einem Freund in Wangen ein Café übernommen. Und weil wir so ziemlich alles selbst gemacht haben, wollten wir auch eine eigene Sauce für unsere Burger.

Wie ging es weiter?

Ich habe mich ans Experimentieren gemacht und wollte eine universelle Sauce kreieren, die man für verschiedene Gerichte verwenden kann, egal ob als Dip oder als Marinade – eine Art Allzweckwaffe in der Küche. Entstanden ist die «Tsüri Sauce Nr. 1». Weil ich damals noch im Café gearbeitet habe, enthält sie auch Kaffee-Bestandteile. Die Sauce kam so gut an, dass ich beschloss, sie auf den Markt zu bringen.

Wann war das genau?

Im Dezember 2016. Alle meinten damals: «Bist du verrückt? Eine Barbecue-Sauce in der Weihnachtszeit?» Mir war das aber ziemlich egal. Kurze Zeit später landete die Sauce in den Regalen von Globus und danach kam alles ziemlich schnell ins Rollen. Es folgten das Viadukt, die Markthalle und viele andere. 2018 bin ich dann aus dem Café ausgestiegen und habe mich nur noch Tsüri gewidmet.

Der Name Tsüri eckt an, polarisiert, macht neugierig.

image

Wieso hast du dich für diese – doch eher besondere – Schreibweise entschieden?

Der Name Tsüri stand für mich schon sehr früh fest. Er eckt an, polarisiert, macht neugierig. Und da ich ja ursprünglich aus Berlin und nicht aus Zürich stamme, fand ich das irgendwie passend und cool. Immer wieder führen meine Herkunft und mein Hochdeutsch auch bei Kundengesprächen anfangs zu irritierten oder ungläubigen Blicken. Nach über 15 Jahren kann ich aber gut und locker damit umgehen, und schliesslich sprechen die Produkte ja für sich.

Mittlerweile gibt es nicht nur mehr die «Tsüri Sauce Nr. 1», sondern viele weitere Produkte.

Genau. Knapp ein Jahr nach der ersten Sauce folgte die scharfe Habanero-Salsa. Danach kamen die Nummer 3, dann die Nummer 4 und so weiter. Heute gibt es von Tsüri Ketchup, Öle, Schoggi und vieles mehr. Ich wollte nicht mehr nur Saucen produzieren, sondern als echte Manufaktur auftreten, die regionale und hochwertige Produkte herstellt.

Anzeige

Wie wichtig ist Regionalität für dich?

Natürlich versuchen wir für unsere Produkte so viel wie möglich aus der Region zu nutzen. Etwa den Bio-Süssmost aus dem Kanton für unsere Saucen. Oder Schweizer Apfelessig und Sonnenblumenöl. Fairerweise muss man sagen, dass es sehr schwierig ist, komplett auf Zutaten aus der Region zu setzen. Zum Beispiel verarbeiten wir jedes Jahr knapp 5000 Liter Whisky. Hierfür verwenden wir hochwertigen Single Malt aus Schottland. Um Regionalität dennoch zu fördern, haben wir uns deshalb für einen anderen Weg entschieden.

Für welchen?

Wir arbeiten bei der Verpackung und Lieferung der Tsüri-Saucen nur mit kantonalen Partnern zusammen: Karton aus Schlieren, Etiketten aus Urdorf, Flaschen aus Bülach. So versuchen wir, die Regionalität zu stärken.

Wenn ich in einer kreativen Phase bin, dann koche ich wortwörtlich drauflos.

image

Hast du alle Saucen selbst kreiert?

Ja, wenn ich mal in einer kreativen Phase bin, bestelle ich Zeug oder gehe einkaufen, schmeisse alles auf einen grossen Tisch und koche wortwörtlich drauflos. Ich notiere die Rezeptideen und probiere so lange, bis es passt.

Und was passiert, wenn das Rezept für eine deiner Saucen einmal steht?

Sobald das Rezept steht, testen wir es in der Praxis und produzieren einige Proben. Diese gehen dann unter anderem ins Labor, wo die neue Sauce mikrobiologisch getestet wird. Sobald ich vom Labor bestätigt bekomme, dass alles passt, mache ich mich mit unserer Grafikerin ans Design. Das Labor schickt uns die Nährwerte, die wir auf die Etiketten drucken lassen, und dann beginnt die Produktion.

image

Anzeige