Kultur & Nachtleben

«Isle of Dogs»: Hollywood-Stars als Hunde

Text: Reto Baer

Nach «Fantastic Mr. Fox» ist «Isle of Dogs» Wes Andersons zweiter Stop-Motion-Animationsfilm. Ein mit viel Herzblut inszeniertes Abenteuer über Ausgrenzung und überraschenden Heldenmut.

Japanische Kultur hat sich über viele Jahre immer mehr in unsere Herzen geschlichen. Zuerst waren es japanische Kinofilme wie jene des Meisters Akira Kurosawa, dann kamen TV-Serien wie «Heidi» und «Biene Maja», schliesslich die Manga, diese schwarz-weissen Comicserien, und die Anime, Zeichentrickfilme wie «Akira» und «Princess Mononoke». Dann schlug der Sushi-Boom ein. Und jetzt macht der Amerikaner Wes Anderson einen Film, der komplett im Japan der nahen Zukunft spielt.

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Regisseur Anderson liebt japanische Filme, Müllhalden und Hunde, deshalb hat er nun all dies in «Isle of Dogs» gepackt. Das Herz des Films bildet zwar die Freundschaft zwischen einem Jungen und seinem Hund, dennoch erzählt der Film keine romantische «Lassie»-Geschichte. «Isle of Dogs» ist vielmehr ein Stop-Motion-Animationsfilm, der ebenso skurril wie gesellschaftskritisch ist. Und manchmal auch berührend.

«Isle of Dogs» ist ebenso skurril wie gesellschaftskritisch. Und manchmal auch berührend.

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Die Geschichte ist rasch erzählt: Der korrupte Bürgermeister Kobayashi hasst Hunde, weshalb er die Einwohner von Megasaki City glauben lässt, die Vierbeiner würden eine für Menschen tödliche Seuche verbreiten. Dies erlaubt ihm, durch einen Regierungserlass alle Hunde der Stadt auf eine riesige Mülldeponie zu verbannen, die schwimmende Trash Island.

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Auch Spots, der Hund von Atari, dem zwölfjährigen Pflegesohn des Bürgermeisters, muss auf die Insel. Deshalb fliegt Atari allein in einem Miniatur-Flugzeug nach Trash Island. Dort trifft er ein paar Mischlingshunde, die ihm helfen wollen, Spots zu finden.

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Bürgermeister Kobayashi und sein Handlanger Major Domo

Das ist, was der Film erzählt. Wie meist bei Wes Anderson ist aber das Wie genauso wichtig. Nur wenige Regisseure haben nämlich eine so klare Handschrift wie der 49-Jährige, der auf die Kulissen, in denen er seine Schauspieler auftreten lässt, genauso viel Wert legt wie auf das Schauspiel selbst.

Nur wenige Regisseure haben eine so klare Handschrift wie der 49-Jährige Wes Anderson.

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Diese fünf Streuner helfen dem Jungen Atari.

In einem Animationsfilm wie «Isle of Dogs» kommt das noch deutlicher zum Ausdruck. Noch nie hat man im Kino eine schönere Müllhalde gesehen. Jede Kulisse wurde bis ins kleinste Detail von Hand gebaut, ebenso alle Figuren. Dieses Handgemachte, diese nie perfekte Bastelei macht zu einem grossen Teil den Charme des Films aus.

Noch nie hat man im Kino eine schönere Müllhalde gesehen.

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Wes Anderson und die Hauptfiguren von «Isle of Dogs»

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Wes Anderson lässt fast alle Menschenfiguren von japanischen Schauspielern sprechen und alle Hunde von Hollywood-Stars wie Edward Norton, Scarlett Johansson, Jeff Goldblum, Bryan Cranston oder Harvey Keitel. An die Zürcher Vorpremiere kamen neben dem Regisseur und seinen Co-Autoren Roman Coppola und Jason Schwartzman die Schauspiellegenden Bill Murray und Tilda Swinton. Bei dieser Star-Power auf der Tonspur ist es ein Muss, im Kino die Originalversion zu sehen. Einen tollen Vorgeschmack darauf gibt es auf der offiziellen Website.

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Zürcher Vorpremiere im Kino Arena mit (von links) Bill Murray, Wes Anderson, Roman Coppola, Tilda Swinton und Jason Schwartzman

Wer den Filmtitel «Isle of Dogs» laut liest, merkt: Es klingt wie «I love dogs». Und natürlich erinnert die Geschichte der Ausgrenzung von Hunden an das Abschieben von Menschen in Flüchtlingszentren oder gar Konzentrationslager. Insofern ist der Film ein Plädoyer für Leute, die wie Atari nicht tatenlos zusehen.

Reto Baers Bewertung

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«Isle of Dogs» läuft ab dem 10. Mai in folgenden Zürcher Kinos:

Arena Cinemas
Arthouse Le Paris
Capitol
Kosmos
Riffraff