Sender
Christian Gamp betreibt eine Symbiose aus Club, Bar und Radiostation: Im Sender entsteht auch das alternative Radio GDS.FM.
Im Lokal Sender produziert Christian Gamp mit seinem Team das Programm von Radio GDS.FM, kurz für «gegen den Strom». Der Grundsatz wird gelebt: Das Lokal zieht Musikliebhaber an, die keine Mainstream-Hitparaden, sondern quer durch alle Genres Neues entdecken wollen.
In den Sender führt eine verspiegelte Glastür. Der Raum dahinter fungiert als Bar, Club und bei Konzerten auch als Aufnahmestudio. Dass hier die Musikbegeisterten Zürichs regelmässig neuen Bands lauschen, glaubt man sofort. Der Tresen, eine Bühne mit DJ-Pult und einige Sofas und Stühle umrahmen die Tanzfläche und hinten gelangt man auf die Terrasse, die dank schliessbarem Dach auch im Winter geöffnet hat.
«Es hat mich gestört, dass im Radio immer dieselben paar Songs liefen.»


Eine steile Wendeltreppe führt ins Büro von Christian Gamp. Er ist der Gründer vom Radio GDS.FM. Dessen Geschichte hängt untrennbar mit jener des Senders zusammen, der 2017 eröffnet wurde. «Es hat mich gestört, dass im Radio trotz massenhaft guter Musik immer dieselben paar Songs liefen», sagt Christian. Es fehlte in Zürich ein Radiosender für Indie-Musik. GDS.FM besetzte die Marktlücke und traf einen Nerv: «Es haben unglaublich viele Leute mitgemacht. Das hat uns in unserer Vision bestätigt.» Seit März 2014 läuft das Radio rund um die Uhr. Die Hauptprogrammteile nennen sich nach Tageszeiten: Neben den Setblocks, die von lokalen Labels und DJs produziert werden, läuft Zmorge-, Zmittag-, Zvieri-, Znacht- sowie Bettmümpfelimusig.
2017 wagte das Team dann einen weiteren Schritt und eröffnete den Sender. «Es war schon immer das Ziel, GDS.FM aus einem eigenen Lokal statt aus meinem Wohnzimmer zu produzieren», so Christian. Schliesslich ergab sich die Möglichkeit, die Lokalitäten des La Catrina in der Nähe der Langstrasse zu übernehmen. Seither hat der Sender von Mittwoch bis Samstag geöffnet und empfängt alle, die entspannt etwas trinken wollen. Ausserdem finden neben unregelmässigen Spieleabenden, Powerpoint-Karaoke oder Musikquiz immer donnerstags Konzerte und am Wochenende Partys statt. Alle Konzerte werden live ins Radio übertragen. Der Aufwand dafür ist erheblich: «Schon nur ein Schlagzeug braucht bis zu sieben Mikrofone, damit es am Radio gut klingt», sagt Christian.
«Schon nur ein Schlagzeug braucht bis zu sieben Mikrofone, damit es am Radio gut klingt.»


Wie beim Radioprogramm wird auch bei den Veranstaltungen immer wieder andere Musik geboten: mal Rave, dann wieder Hip-Hop oder etwas Experimentelles. Das birgt natürlich auch ein Risiko. Doch Christian ist überzeugt: «Wenn das, was wir am Radio machen, niemand cool fände, würde auch niemand in den Sender kommen.» Trotzdem wünscht er sich von Zürcherinnen und Zürchern mehr Neugierde: «Die Leute können darauf vertrauen, dass wir einfach gute Musik bringen. Egal, ob der Act nun bekannt ist oder nicht.»


Im Sender wird mal Rave, dann wieder Hip-Hop oder etwas Experimentelles geboten.
Die Anti-Mainstream-Haltung zeigt sich auch im Nachhaltigkeitskonzept des Senders: Grossmarken wie Red Bull und Coca-Cola führt der Sender aus Überzeugung nicht. Die für Drinks nötigen süssen Sodas wie Cola, Mate und Bitter Lemon werden stattdessen direkt im Haus zusammengemischt – aus den Zürcher FLOCKA-Sirupen und frischen Säften oder Sprudelwasser. Und auch dieses wird vor Ort hergestellt: «Früher hatten wir Wasser aus der Flasche, aber jetzt nutzen wir Leitungswasser und versetzen es selbst mit Kohlensäure. Das ist mindestens genauso gut – und unnötig Fässer zu schleppen, ist einfach ein Witz.»


Auch für Drinks gibt es anstatt Plastik- nur Glasröhrli. Ein Win-win-Konzept, wie Christian sagt: «Wir schonen die Umwelt, sparen Geld und die Leute mögen die Glasröhrli so sehr, dass sie sie sogar mit nach Hause nehmen.» Passend dazu liest sich der Aufdruck: «geklaut bei GDS.FM». So viel schwieriger sei umweltfreundliche Gastro gar nicht, findet Christian: «Ich verstehe nicht, warum in den Betrieben nicht noch stärker auf Nachhaltigkeit gesetzt wird.»
Adresse
Sender
Kurzgasse 4
8004 Zürich
Website
Öffnungszeiten
Im Winter:
Mittwoch bis Samstag, 20 Uhr bis spät
Im Sommer:
Mittwoch bis Samstag, 18 Uhr bis spät
Info
Eintritt zu Beginn des Abends frei, später 5 Franken; für Member immer gratis oder stark vergünstigt
Jeden Donnerstag Konzerte
Das genaue Programm findest du hier.