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Exotische Ware in Eglisau: die bewegte Geschichte von Vivi Kola

Früher noch als «Radfahrerbier» bekannt, erreichte Vivi Kola in der Schweiz schnell grosse Beliebtheit. Dann aber wurde sie von Coca-Cola und Co. vom Markt verdrängt. Fabian Guggenbühl erzählt, wie es Vivi Kola zurück in die Schweizer Getränkeregale geschafft hat – und weshalb das Team sich erneut nach Kamerun aufgemacht hat, um die Kolanuss zu finden.

Schweissgebadet bahnen sich Mitte der 1930er-Jahre einige mutige Abenteurer aus dem schweizerischen Eglisau ihren Weg durch den Dschungel Kameruns, steigen immer tiefer in das Dickicht, auf der Suche nach einem wahren Schatz. Einen Schatz, den sie nach tagelangen Wanderungen endlich finden und zurück in die Heimat bringen: die sagenumwobene Kolanuss.

Glaubt man der Firmenlegende, soll die erste Nuss für Vivi Kola so von Afrika nach Eglisau gelangt sein. Dort wird die Kolanuss, die einen noch höheren Koffeingehalt hat als Kaffeebohnen, ab 1938 in der Mineralquelle Eglisau zu einem der traditionsreichsten Schweizer Getränke verarbeitet.

Vivi Kola wird ab 1949 zum Hauptsponsor der Tour de Suisse und erhält den Beinamen «Radfahrerbier».

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«Früher war Vivi Kola ein sehr exklusives Getränk. In Familien gab es sie damals nur am Sonntag zu trinken», erklärt Fabian Guggenbühl, Marketingleiter bei Vivi Kola. Auch deshalb habe das Getränk heute vor allem für ältere Generationen einen grossen nostalgischen Wert.

Vivi Kola wird ab 1949 zum Hauptsponsor für die Tour de Suisse. Dadurch erlangt das Getränk schweizweit Bekanntheit – und erhält von Velobegeisterten im ganzen Land den Beinamen «Radfahrerbier». Weitere vierzig Jahre lang laufen Tag für Tag Tausende Flaschen des ersten Schweizer Kolagetränks in Eglisau vom Band.

In den 70ern und 80ern waren amerikanische Marken im Trend. Vivi Kola einfach nicht mithalten.

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Doch dann erobern amerikanische Marken wie Coca-Cola, Fanta und Sprite den Schweizer Markt. Hiesige Hersteller werden mehr und mehr zurückgedrängt. Zudem braucht es in der damaligen Zeit keine Kolanüsse mehr: Das Koffein wird schon lange künstlich hergestellt. Teure Lieferungen aus Kamerun lohnen sich nicht mehr.

«In den 70ern und 80ern waren amerikanische Marken absolut im Trend. Sie hatten ausserdem enorme Marketingkraft. Damit konnte Vivi Kola einfach nicht mithalten», erzählt Fabian Guggenbühl. Deshalb wird 1986 die Reissleine gezogen: Die Vivi-Kola-Produktion wird gestoppt. Von nun an kommt in Eglisau Pepsi in die Glasflaschen. Und Vivi Kola gerät in Vergessenheit.

«Seit 2020 haben wir wieder natürliche Extrakte der Kolanuss in unseren Flaschen.»

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Fast 25 Jahre lang wird keine einzige Flasche Vivi Kola mehr abgefüllt. Bis Christian Forrer, der heutige CEO des Unternehmens, eine wahnwitzige Idee hat: Er will Vivi Kola wieder auf den Markt bringen und sichert sich die Rechte an Rezeptur und Marke.

Die Produktion läuft seit elf Jahren wieder. Jahr für Jahr füllt das Colagetränk immer mehr Regale von Detailhändlern. Und Fans von früher freuen sich über die Wiedergeburt des ehemaligen Radfahrerbiers. 2020 machen sich sogar einige Mitarbeitende von Vivi Kola erneut auf den Weg nach Kamerun. Wieder verfolgen sie dasselbe Ziel: die Kolanuss. «Seither haben wir wieder natürliche Extrakte der Kolanuss in unseren Flaschen. Ausserdem unterstützen wir dadurch Fair-Trade-Projekte, eine transparente Produktionskette und nachhaltigen Anbau», erklärt Fabian Guggenbühl.

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Zwar läuft das Unternehmen immer besser, doch fehlt für eine eigene Abfüllanlage lange Zeit das Geld. «Jahrelang haben wir lohnabgefüllt, also bei externen Abfüllanlagen», erklärt Fabian Guggenbühl. «Schon lange hegen wir aber den Traum einer eigenen Abfüllanlage: Wir wollen den Herstellungsprozess und die Qualität endlich selbst in die Hand nehmen.»

Deshalb errichtet das Unternehmen derzeit eine eigene Anlage, die im Sommer 2021 in Betrieb gehen soll. Sie befindet sich im selben Gebäude der ursprünglichen Mineralquelle Eglisau. Unter dem Namen Vivi Manufaktur soll dort in Zukunft nicht nur die allseits bekannte Vivi Kola abgefüllt werden, auch neue Kreationen entstehen – allen voran die Vivi Sodas, die komplett auf biologische Zutaten und wenig Zucker setzen. Fabian Guggenbühl erklärt abschliessend: «Wir wollen zum einen zurück zu unseren Ursprüngen, gleichzeitig aber auch nachhaltig in die Zukunft.»

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